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elfboi, am 31.5. 2003 um 01:37:23 Uhr
Jericho

Moosfarne

Die Familie der Moosfarngewächse (Selaginellaceae), mit ihrer einzigen Gattung Selaginella, ist nahezu weltweit verbreitet. In Europa kommen nur vier Selaginella-Arten vor: S. selaginoides (dorniger Moosfarn), S. helvetica (Schweizer Moosfarn), S. denticulata (gezähnelter Moosfarn) und die in Afrika heimische S. kraussiana (Krauss' Moosfarn), die gelegentlich als Gewächshausflüchtling verwildert. Die meisten der mehr als 700 Selaginella-Arten besiedeln tropische und subtropische Waldgebiete, nur wenige von ihnen sind an trockene Standorte angepaßt (S. lepidophylla).
Viele Moosfarne wachsen kriechend und überziehen rasenartig den Untergrund (Selaginella serpens), andere bilden Ausläufer (S. involvens), und wieder andere klettern mit ihren mehrere Meter langen Sprossen das Unterholz empor (S. willdenowii). An den gabelig verzweigten Sprossen sitzen schuppenähnliche, nur wenige Millimeter große Blättchen. Sie sind entweder schraubig oder in vier Reihen angeordnet. Die Blättchen sind entweder gleichartig (isophyll, S. selaginelloides) oder verschieden gestaltet (anisophyll, S. kraussiana). An den Verzweigungsstellen entspringen oft farb- und blattlose Sprosse (Wurzelträger, Rhizophore), an deren freiem Ende sich bei Erdkontakt Wurzeln bilden. Diese versorgen die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen. Außerdem besitzen alle Selaginella-Arten am Grunde der Blattoberseiten ein spezielles Blatthäutchen (Ligula), das die Wasserversorgung über die Wurzeln ergänzt.



Charakteristisch für alle Moosfarne ist das Vorkommen von zwei Typen von Sporen (Heterosporie). Durch Reduktionsteilung werden in den endständigen Sporophyllständen (Blüten) in Makrosporangien in der Regel nur vier große weibliche Sporen (Makrosporen) und in Mikrosporangien die zahlreichen, viel kleineren männlichen Sporen (Mikrosporen) gebildet. Jedes Sporophyll trägt nur ein Sporangium, wobei die Makrosporophylle meist unten, die Mikrosporophylle oft spitzenwärts stehen. Die Vorkeime (Prothallien) entwickeln sich bei den Moosfarnen innerhalb der Sporen. Aus dem wenigzelligen männlichen Prothallium werden in verschiedenen Entwicklungsschritten zweigeißlige Spermatozoiden gebildet, die beim Aufreißen der Sporenwand frei werden. Das weibliche Prothallium entwickelt sich in der Megaspore. Die Megasporenwand reißt bei Reifung längs einer dreistrahligen Sporenkante auf und gibt die weiblichen Geschlechtsorgane (Archegonien), die jeweils eine Eizelle beherbergen, frei, so daß diese zur Befruchtung durch die Spermatozoiden zugänglich wird. Außerdem entwickeln sich am Makroprothallium Höcker mit Rhizoiden, die der Wasseraufnahme dienen.



Die Moosfarne zeigen ein interessantes Farbenspektrum. Es reicht von verschiedenen Grüntönen über gelb bis hin zu bronzerot. Selaginella willdenowii - die
bis zu 5 m hoch klimmt - besticht durch ihre blau schimmernden Wedel. Für diese Blauirideszenz sind keine Farbstoffe verantwortlich, sondern sie beruht ausschließlich auf physikalischen Vorgängen (Brechung und Reflexion des Lichtes an speziellen Feinstrukturen des Blattes). Die ebenfalls bläulich erscheinende S. uncinata wurde früher häufig in Hängegefässen (Ampeln) kultiviert. Aufgrund ihres Blattbaus können manche Selaginellen auch noch sehr geringe Lichtintensitäten, wie sie am Waldboden vorhanden sind, photosynthetisch nutzen. Die westindische S. serpens zeigt einen tagesperiodischen Farbwechsel.

Selaginella-Arten sind leicht zu vermehren. August ist die beste Zeit für Stecklinge, aber auch ein Monat später ist eine Teilung der Pflanzen meist erfolgreich. Viele Arten finden bei der Begrünung von Wintergärten Verwendung oder dienen in Gewächshäusern als Bodendecker. Eine Anzucht aus Sporen ist schwieriger und unsicherer, aber durchaus möglich.




In neuerer Zeit wird ein weiterer Moosfarn, die bereits erwähnte Selaginella lepidophylla, als [falsche] »Rose von Jericho« oder als »Auferstehungspflanze« angeboten. Sie wächst rosettenartig und rollt sich bei Trockenheit zu einem Ball zusammen. Bei Befeuchtung entrollt sie sich wieder.

[Text: Dr. Brigitte Zimmer & Kerstin Hradecny]


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