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dark tv schrieb am 10.9. 2000 um 03:58:39 Uhr über

Jazz

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11 Betriebssljsfem für ein neues Design der Saundwirklichkeit




le Achtung. Gute Musik spricht für sich selbst. Kommentar überflüs. Habt einfach Spaß dran. Nicht viele Worte machen. Zur Sache rück. Was soll man da noch sagen? 1 diese steinzeitlichen Spruchweisheiten sind großbritischer hwachsinn, der sich als Wegweiser ins Reich der erhabenen Überlierung aufspielt. Seit den 80er Jahren hat sich die britische Maineam-Musikpresse der schwarzen Musik höchstens zur Erholung und m Ausspannen von den strengen Komplexitäten der weißen Gitarnrockmusik zugewandt. Da in dieser lächerlichen, auf den Kopf stellten Welt ein Songtext stets mehr bedeutet als ein Sound, wähnd es Gitarren vorbehalten bleibt, den Zeitgeist auszudrücken, wird Rhythmaschine in retardierter Unschuld gefangengehalten. Die xte oder den Stil zu theoretisieren ist gestattet, aber den Groove zu alysieren hieße angeblich, den körperlichen Genuß zu vernichten, m Groove die Essenz auszupressen.
r scheinbar mit der Rockpresse auf Kriegsfuß, verwandelt auch der nce-Journalismus seine Unfähigkeit, irgendeine Art von Rhythmus beschreiben, in eine Tugend und beschwört eine weiße britische utine der Pubs und Clubs, des Business as usual, der Stallwärme n Jungs, die zusammen Spaß haben. Es ist offensichtlich, daß die samte britische Dance-Presse - mit ihren Lobreden und Landkarten, n DJ-Kochrezepten, ihren Starporträts - eine gewaltige Maschine r Verewigung des Mythos vom Rhythmus als unbeschreiblichem, faßbarem Mysterium ist. Und deshalb ist der herkömmliche Dancesic-Journalismus nichts weiter als eine Aneinanderreihung von en und Menüs, Bits und Bytes: mager, mies und mittelmäßig. r GESAMTE heutige Journalismus ist lediglich ein riesiger Trägheitsor, der die Breaks ausbremsen soll, ein Verblödomat, der alles Denn auf Dauerpause schaltet, ein Stoßdämpfer für Zukunftsschocks, der ine Leser für alle Zeiten vor den Cuts, Tracks und Scratches der Zunft abschirmt. Hinter der angeblichen Tugend, den Rhythmus schwein zu lassen, verbirgt sich eine nur oberflächlich kaschierte Feindligkeit gegen jedwede Analyse von Rhythmen. Zu viele Ideen, meint n, verdürben die Party. Zuviel Spekulation töte die »Dance Music«, ein sie sie zu Tode »intellektualisiere«.

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Der Treibstoff, mit dem dieser Trägheitsmotor betrieben wird, ist fossiler Treibstoff: die Liveshow, das richtige Album, der wahre Song, die echte Stimme, das Ausgereifte, das Wohlklingende, das Reine, das Wahre, das Angemessene und das intelligente, gebrochene Amerika: samt und sonders Ideen, die nach Vergangenheit stinken und eine Hierarchie der Sinne aufrechterhalten, Ideen, die Musik in einem Festkörperzustand versteinern, in dem jeder seinen Platz kennt und weiß, was echte Musik wirklich ist.
Und deshalb macht nichts größeren Spaß, als dieser vollständig behämmerten Erhabenheit das Spiel zu verderben und sich mit der beharrlichen Behauptung anzulegen, daß große Musik ihre eigene Erklärung sei.

Am Ende des Jahrhunderts weist die Futurhythmaschine zwei einander entgegengesetzte Tendenzen auf, zweierlei synthetische Antriebsmomente: Soul und Postsoul. Andererseits umfaßt jede Musik diese beiden Tendenzen, die zeitgleich auf allen Ebenen zu beobachten sind, also kann man humanistischen Rhythm & Blues nicht einfach zum Gegenteil von posthumanem Techno erklären.
Disco bleibt der Moment, als schwarze Musik ihren Sündenfalt aus der Gospeltradition erlebte und an das metronomische Fließband verfüttert wurde. Weil sie nicht wahrhaben wollen, daß Disco deshalb hörbar der musikalische Ort ist, an dem das 21. Jahrhundert beginnt, ziehen 9 von 10 Kulturkritikern eine humanistische, emphatisch im 19. Jahrhundert verankerte schwarze Popkultur vor. Humanismus ist gesund wie Rosenkohl, nahrhaft, aufbauend, herzerwärmend - und von Phyllis Wheatley bis R. Kelly ist der R&B der Gegenwart ein nicht enden wollender Kampf um den Status als Mensch, eine einzige Sehnsucht nach Menschenrechten, ein Kampf um die Zulassung zur Spezies Mensch. Geplagt von einer Allergie gegen cybersonische, wenn nicht gar gegen jede akustische Technik und Technologie verdrängen die amerikanischen Mainstreammedien - in ihrem Bemühen, die Entfremdung zu bannen und ein Gefühl für den echten Menschen durch Glaubenssysteme, die sich an das wahre Du' wenden, wiederzuerlangen - jede Ahnung eines AfroDiasporischen Futurismus, eines »gewobenen Netzwerks' von Computerhythmen, Maschinenmythologien und Konzeptechnik, die den Black Atlantic kartographiert, die Kartographien wieder überschreibt und durchkreuzt. Diese digitale Diaspora, die Großbritannien mit den USA und die Karibik mit Europa und Afrika verbindet, ist, um Paul Gilroys Definition zu zitieren, eine «rhizomorphisch-fraktale Struktur', eine "transkultureile, internationale Formation'.



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