Frieda »Fritz« Jansen ist in Bielefeld geboren, hat Jura in Göttingen studiert, war Referendarin beim OLG Koblenz gewesen und war nunmehr vor zwei Jahren zur Richterin am Landgericht Mühlhausen ernannt worden. Zuvor war sie als Assessorin viermal versetzt worden. Ihre erste Stelle war das Landgericht in Erfurt, dann kam das Verwaltungsgericht in Erfurt, das Amtsgericht in Schmalkalden und dann schließlich das Landgericht in Mühlhausen. Das es so kommen würde, hatten ihr die Kollegen schon geflüstert, und so hatte Frieda Jansen davon abgesehen, sich eine regelrechte Wohnung in Thüringen zuzulegen. Sie mietete sich in Pensionen an den jeweiligen Gerichtsorten ein, und bettelte lange und intensiv genug an ihren jeweiligen Vorgesetzen herum, um zu vermeiden, daß sie Montags und Freitags anwesend sein mußte, so daß sie stets ein langes Wochenende zur Verfügung hatte, um nach Bamberg zu fahren, wo sie sich häuslich niedergelassen hatte in Form einer Eigentumswohnung am Rande der Altstadt. Über die neugebauten Autobahnen waren ihre Dienstsitze leicht zu ereichen, und das großzügige Gehalt einer Richterin ermöglichte die Reisen und doppelte Haushaltsführung, ohne daß sich Frieda Jansen größeren Einschränkungen unterwerfen mußte. Ihre disziplinierte Art zu leben, die sie sich während des Jurastudiums und der Ausbildung angeeignet hatte, und deren Grundlagen schon in ihrem bielefelder Elternhaus gelegt worden waren, war ohnehin von materieller Bescheidenheit geprägt.
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