Perez, geübt in den Kniffen des geschickten Anwalts, ließ dem Indianer keine Zeit, sich wieder in den alten hartnäckigen Gedanken zu verbeißen. Er wußte schon was wieder folgen würde, und er griff darum gleich an: „Alle die Männer der Familien, die Sie hier auf der Hacienda haben, bekommen Arbeit in den Camps der Condor Oil Co. Das verspreche ich Ihnen. Ich bringe das mit als Kaufbedingung in den Kontrakt. Die Leute sollen keiner weniger als der Pesos den Tag verdienen, und wenn sie anstellig sind und sich eingearbeitet haben, vier und fünf Pesos.“
„Ja das glaube ich“, meinte Jacinto, „soviel verdienen die Peons in den Camps. Der Muchacho, der Junge vom José hier, arbeitet in einem Camp und bekommt vier Pesos. Der Junge vom Pedro arbeitet auch in einem Camp, er möchte Geld verdienen, weil er heiraten will und der Schwiegervater eine Kuh als Gabe für das Mädchen verlangt. Aber der Marcos, der auch in den Camps gearbeitet hat, ist wieder hier. Er sagt, er will nie wieder in das Camp gehen, und wenn man ihm zehn Pesos gibt. Er will lieber hierbleiben auf dem Land. Er sagt, er war immer traurig im Camp, und hier lacht er immer.“
„Er ist eben ein Esel, der Bursche. Man muß sich gewöhnen können, wenn man Geld verdienen will“, sagte der Licenciado. Und er hatte recht. Wie alle seines Berufs.
Er lenkte nun zur Abwechslung das Gespräch auf eine andere Bahn: „Wenn Sie hier das viele Geld haben, Jacinto, dann können Sie sich ein Automobil kaufen.“
„Ich brauche kein Automobil“, sagte Jacinto gleichgültig.
„Aber, Mann, Hombre, dann können Sie doch in einer halben Stunde in Tuxpam sein.“
„Ich will ja gar nicht in einer halben Stunde in Tuxpam sein. Ich will ja mit den Leuten am Wege sprechen und sehen wie ihr Mais steht und was die Kleinen machen, die ich alle kenne, und ich will sehen, ob die blauen Buschblumen schon heraus sind und ob die großen Schildkröten in der Laguna Eier in den Sand gelegt haben und ob der schwere Mahagonibaum, der vor vier Jahren abbrach und sich quer über den Weg legte, noch immer nicht verfaulen will. [...]“
Aus: „Die weiße Rose“ von B. Traven (ca. 1929)
Warum schreibe ich das alles ab?
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