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Bettina Beispiel schrieb am 20.6. 2006 um 21:18:01 Uhr über

JUMP

Da Radio als Begleitmedium immer mit drohender Nichtbeachtung zu kämpfen hat, glaubt so mancher Programmverantwortlicher, nur noch durch Fäkalsprache und bewusste Grenzüberschreitungen punkten zu können. Dies ist allerdings kein Phänomen der Privatsender. Auch so manche Aktion des MDR-Programms JUMP ist kritisch zu betrachten. So zum Beispiel der Einfluss von Gewalt in Musik, Wortbeiträgen, Moderation und Präsentation im Radio und dabei auch durch ganz konkrete Beispiele.
Erschreckend sind die Einlassungen zu vielfältigsten Formen von physischer und psychischer Gewalt im Radio, die vom Erniedrigen eines Hörers durch den Moderator bis hin zu sexistischen Witzen eines Macho-Morgenmoderators zu seiner Wetter-Sidekick-Frau reicht. Bei der Rubrik ???Moderatoren als Träger von Gewalt – Personalisierung im Radiowird zwischen den Moderationstypen ???Partyqueen“, ???Powerfrau“, ???Trottelund ???Rebellunterschieden, die alle auf ihre Art und Weise zur Gewaltvermittlung ihres Radiosenders beitragen.

Ausführlich wird die Wahrnehmung der Gewaltdarstellungen bei den 9 bis 16-jährigen Hörern behandelt, einschließlich der naturgemäßen Unfähigkeit, zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden und diese Elemente richtig einschätzen zu können. Früher hörten die Zehnjährigen den ???Ohrenbär“, heute müssen sie Live-Fragen von Hörern an vermeintliche Experten à la ???Wie oft soll ich meine Alte denn mal so richtig rannehmen?“ hilflos über sich ergehen lassen. Noch schlimmer ist es, wenn Gewalt im Radio als Spaß verkleidet wird. Aber Abhilfe ist von drei Seiten möglich: Die Hörer sollten konsequent solche Programme meiden, mit Briefen, Faxen und Mails an die Sender und die Aufsichtsgremien auf eine Änderung dieser problematischen Sendeinhalte dringen. An die Landesmedienanstalten richtet sich die Aufgabe, im Rahmen ihrer Aufsichtsfunktion rechtlich beanstandbare Programminhalte mit aller Konsequenz und drakonischen Strafen zu unterbinden.

Am besten wäre es allerdings, verantwortungsvolle Chefredakteure, Programmdirektoren und Moderatoren wüssten von selbst was sich gehört, kennen die Schamgrenzen ihrer Hörer und verzichten auf niveaulose Perversionen. Ein paar Trends in die richtige Richtung sind erkennbar, die vollständige Verbannung von Gewaltsequenzen aus dem Radio wird aber wohl Utopie bleiben. Den Machern der StudieAnja Hartung und Bernd Schorb vom Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung an der Universität Leipzig – gebührt jedenfalls der Dank für eine sehr detaillierte und kenntnisreiche Darstellung der problematischen Materie.



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