"...
Nun half ich Sonja, ihre Kleidung zu suchen. »Ich schlage vor, dass wir methodisch vorgehen«, hörte ich mich selbst sagen, »fangen wir also logisch gesehen mit der Unterwäche an«. Sonja nickte, »ja, voll lieb von dir«. Heute weiß ich nicht mehr genau, was ich mir damals dabei gedacht hatte, das Motiv dürfte klar sein. Ich verstehe auch nicht, warum sie dem sofort zugestimmt hat. Wie gesagt, so betrunken war sie nicht.
Aufgrund unserer logischen Entscheidung begann unsere Sammlung mit der Suche nach dem String-Tanga. Das Ding war wirklich schwer zu finden. Ehrlich gesagt, für mich war es auch schwer, die Blicke von der nackten, 20 Jahre alten Blondine abzuwenden. Zum Glück führte uns die Suche durch J... gesamte Wohnung und ich hatte einige Gelegenheiten, meine Blicke auf ihren Körper zu richten. Ihr schien das überhaupt nichts dazumachen. Das Suchen forderte ihre volle Aufmerksamkeit. Als wir die gesamte Wohnung abgesucht hatten, kamen wir wieder im Wohnzimmer an. Sie schien ein bisschen aufgeregt. Sonja erinnerte sich wohl noch, wo sie letzte Nacht mit J... angefangen hatte, aber daran nicht mehr. Durch zufall bemerkte ich den String-Tanga oben auf der Lampe. »Es musste letzte Nacht sehr heiß hergegangen sein«, waren meine Gedanken. Ich musterte die vor mir stehende Blondine noch mal eingehend. Der Neid auf J... nahm zu. Sonja wirkte sehr verzweifelt, »was soll ich denn jetzt machen«? Ich entschied, ihr vorläufig nichts von meiner Entdeckung zu verraten. Das Suchen selbst war einfach zu schön gewesen, es gefiel mir vielleicht ein bisschen zu sehr. »Da gibt es nur eine Lösung. Wir müssen noch mal von vorne anfangen und die gesamte, gaaanze Wohnung absuchen«, mein Herz klopfte höher bei diesen Worten.
Zu meiner Überraschung war Sonja damit einverstanden. »Okay«, murmelte sie.
Mit einer bestimmenden Bewegung deutete ich auf die Tür des Wohnzimmer, »Los«! Mit diesen Worten startete unsere zweite Suchrunde, diesmal völlig sinnlos für sie. Ich dagegen konnte mich ganz darauf konzentrieren, sie beim Suchen zu beobachten. Diese Suchaktion muss so ungefähr eine dreiviertel Stunde, vielleicht eineinhalb Stunden gedauert haben. Es war schon Mittag als wir beide wieder im Wohnzimmer ankamen. Sie seufzte. Bevor sie etwas sagen oder etwas tun konnte, ergriff ich noch mal das Wort, »Ah! Sieh mal!«. Ich heuchelte, dass ich das bisschen Stoff grade erst gesehen hätte und holte es hinter Lampenschirm hervor. »Boah, Danke! Da war er also«, antwortete Sonja. »Du bist mein Retter!«, erklärte sie und umarmte mich. Sie gab mir sogar einen Wangenkuss...."
Sonja und Roland sahen sich noch einmal wieder.
"...
Wie auch schon an dem Abend vor einer Woche wirkte ihre Kleidung für mich irgendwie zu billig. Sie hatte das Aussehen für bessere Kleidung, aber leider nicht das Geld dazu, folgerte ich. J... trank sein Bier auf und ging wieder auf die Bühne. »Hi«, begann ich. Sonja antwortete recht unsicher, »Hallo. Warst du nicht der nette Typ, der mir letzten Sonntag geholfen hat«?
Ich grinste nur. »Danke nochmal«. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, wie peinlich ihr die Aktion gewesen war. Erst später verriet sie mir, dass die Mischung aus Alkohol, Übermüdung und dem, was zuvor mit J... passiert war, ihre Erinnerung auf eine passable Version gekürzt hatte. In dieser Version haben wir beide verzweifelt versucht ihre Kleidung wieder geordnet zusammen zu bekommen und ich stand ihr dabei mir hilfreichen Ratschlägen und meinen Augen zur Seite. Dabei war ich ganz Gentleman, was sie sehr toll fand. Das war natürlich auch die Version, auf die wir uns geeinigt haben, denn meine Lust darauf, sie zu korrigieren, war praktisch nicht vorhanden. Es war uns jedenfalls beiden klar, dass ich sie nackt gesehen hatte. Sie hatte es geschehen lassen. J... war das ebenfalls klar.
Sonja war bestimmt ein sehr extremes Beispiel, aber im Umfeld von erfolgreichen Musikern begegnet man oft Groupies und Mädchen wie ihr. Sie war bereits die Ex-Freundin von J... und die Nacht war, wie sie mir an diesem Abend erklärte, nur der Versuch die alte Beziehung wieder aufleben zu lassen. Warum J... das nötig hatte war mir klar. In ihren Fall lag es daran, dass sie einen Übergangspartner gesucht hatte.
Sie wollte »sich neu finden, neue Dinge ausprobieren«, wie sie es umschrieb. Auf eine verquere, für mich bis heute kaum nachvollziehbare Weise war das auch der Grund, wieso es ihr überhaupt nichts ausgemacht hatte. Wie schon geschrieben ist sie sicherlich ein Extrembeispiel für ein »Partygirl« im Umfeld eines Musikers. J... Selbstbewusstsein war jedenfalls wieder gestärkt und am Aufleben der Beziehung lag ihn deshalb gar nichts.
Für mich war das ein glücklicher Umstand, eines kam zum anderen und schon vor Ende dieser Woche konnte ich sie noch mal nackt bewundern. Unsere »Beziehung« dauerte von da ab ein ganzes Jahr mit aufs und abs. Sie ist eigentlich erst dann gescheitert als ich versuchte, sie zu »normalisieren«, eine gewöhnliche Beziehung mit monogamer Treue daraus zu machen. Wir waren uns beide während der meisten Zeit völlig klar, dass sie weiterhin nach »neuen Erlebnissen« suchte und ich mich nebenbei mit anderen traf. Danach trafen wir uns unregelmäßig, bis jemand neues in ihr Leben trat, mit dem sie dann »ernst machen« wollte. Ich habe unsere Zeit sehr genossen. Wir wären bestimmt trotz des Altersunterschieds ein hübsches Paar geworden..."
In 'Geständnisse' berichtet Roland Random schonungslos offen von seinem Leben, seinen Kontakten zu Musikstars, amourösen und finanziellen Affären und dem, was er daraus gelernt hat. Roland Random, oder »M«, hat vorher noch nie etwas veröffentlicht und will jetzt als alter Mann seine Erinnerungen der Welt zur Verfügung stellen. Demnachst in jedem gut sortierten Buchhandel.
|