Ausgesprochen originell in Irland ist das Autofahren. Zunächst einmal kann ich in Irland links fahren, und das hat ja für einen Mitteleuropäer wie mich den Reiz des Verbotenen, obwohl es in Irland den Verkehrsregeln entspricht (außer dieser gibt es allerdings nur noch eine Regel, nämlich die, dass Kühe und Schafe immer Vorfahrt bzw. Vortritt haben).
Dann ist es eine äußerst abwechslungsreiche Angelegenheit, den Scheibenwischer richtig einzustellen, was meines Erachtens fast nicht zu leisten ist, da man wirklich nie weiß, in welcher Intensität im nächsten Moment der völlig überraschend auftauchende Regen die Windschutzscheibe benetzt.
Noch unberechenbarer allerdings sind die Straßen selbst. Da weißt du wirklich nie, wann die nächsten Steine, Löcher und Hubbel erscheinen. Auf jeden Fall bringen sie Stimmung ins Auto. Richtig abenteuerlich wird es, wenn man sich auf etwas unbekanntere Straßen verirrt (das sind gewöhnlich alle Straßen, die kein N vor der Nummer haben). Dann nämlich werden die Straßen wirklich eng. Und man passt sogar dann noch mit seinem Wagen durch, wenn ein Gefährt kommt, dass breiter ist als die Straße. Jeder der beiden sich begegnenden Autos nutzt die Gras- und Matschplätze zum Kurzparken, um den anderen irgendwie vorbeizulotsen. (Besonders beglückend ist ein solches Erlebnis, wenn du merkst, dass es nicht das einzige auf dieser Fahrt ist und du etwa 2-12 Kilometer vor deinem Tagesziel ein Gesperrt-Schild siehst - es war das einzige Schild auf einer Länge von etwa 50 Kilometern).
Trotz allem spürt man die Freundlichkeit der irischen Autofahrer, die sich überall per Handzeichen grüßen, was erstaunlicherweise allerdings nicht daran liegt, dass sie schon einmal einen Unfall miteinander gehabt hätten, sondern daran, dass sich alle Iren aus den Pubs kennen.
Und schließlich ist und bleibt es ein Hochgenuss, dass man nie weiß, wie weit man eigentlich noch zu fahren hat, denn die Kilometer werden in Irland mit Sieben-Meilen-Stiefeln abgeschritten.
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