Meine Tante Irene, die jüngste Schwester meiner Mutter, starb im Alter von nicht einmal 40 Jahren an Magenkrebs. Die Leidenszeit war sehr kurz. Als sie die ersten Schmerzsymptome überhaupt bemerkte, war es auch schon zu spät. Nach der eindeutigen Diagnose ihrer Unheilbarkeit hatte sie noch vier Wochen bis zu ihrem Tod. Es war ein erschreckend plötzlicher Übergang von niemals ernsthaft bezweifelter Gesundheit in tödliche Krankheit. Ursache unbekannt. Einfach aus dem Nichts. Immer wenn ich mich an Tante Irene erinnere, enwickle ich ein gewisses Misstrauen gegen meine eigene leidlich zufriedenstellende Gesundheit. Da mir das viel Unbehagen bereitet, versuche ich, mich selten an diesen Krebstod zu erinnern. Desweiteren hat die Geschichte meiner Tante Irene, die ich als Kind sehr schmerzlich miterlebt habe, dazu geführt, dass ich eine ausgeprägte Abneigung gegen allzu ideologische Kritiker der Gentechnologie habe. Der ethische Aspekt reduziert sich für mich vollständig auf die Nutzung jeder Chance gegen diese beschissene und heimtückische Krankheit, ansonsten sehe man einfach zu, dass man keinen Unfug treibt. Aber das ist ein anderes Stichwort. Tante Irene war die einzige Irene, die ich kannte, und sie hatte übrigens eine Klasse-Frisur und sah überhaupt gut aus, so wie die Schauspielerin aus...aus...na...ach ich komme nicht drauf...doch...ja...so ähnlich wie die Darstellerin von Fräulein Smilla in der Verfilmung, wie hieß die noch? ...Hach ja, meine Tante Irene...
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