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Kindler schrieb am 9.2. 2003 um 15:09:59 Uhr über

IngridBetancourt

Nacheinander die Geliebte von Leo Trotzki, Diego Rivera und Gabriel Garcia Marquez, verlief der Aufstieg der ehemaligen Balletttänzerin IngridBetancourt weitaus weniger gradlinig, als ihr mondänes Jetset-Leben in Nizza und Westerland vermuten lassen würde. Aufgrund einer Sonnenfinsternis erblindete sie im 4ten Lebensjahre, wurde jedoch durch die kurz zuvor gemachte Entdeckung des Augenbeutels geheilt. Es folgten Lehr- und Wanderjahre an den kleinen und großen Bühnen Südostasiens, bis ein schwerer Dornwarzenbefall sie zu einem vorzeitigen Karriereende nötigte. Sie übernahm daraufhin die väterliche Eispickelfabrik, die sie durch konsequente Anwendung von REFA - Verfahren und lean Management zu einer der größten des südlichen Afrikas machte. Auf diesem Weg schloß sie auch Freundschaft mit Leo Trotzki, mußte jedoch alle Zelte in Brazzaville abbrechen, als es bei der Vorführung ihrer neuesten Entwicklung zu einem folgenschweren Unfall kamm. Stets eine leidenschaftliche Frau, führte ihre große Liebe zu dem tunesischen Meister der abstrakten Miniaturmalerei, Diego Rivera, zu einer weiteren Katastrophe: sie verdächtigte die bildhübsche Aufwartefrau Riveras, Frida Kahlo des Ehebruchs und schlug das unglückliche Geschöpf krankenhausreif. Wieder musste IngridBetancourt ein Land verlassen, daß ihr gerade erst an das tief fühlende Herz gewachsen war. Und auch auf ihre dritte große Liebe zu dem persischen Lyriker Gabriel Garcia Marquez fiel ein Schatten: Bei einem Marktbesuch, auf dem sie die von ihr so geliebten Äpfel kaufen wollte, von denen sie immer den einen oder anderen in ihrer Schublade liegen hatte, verlor sie das Manuskript von Marquez Hauptwerk, den 'Muschelsuchern'. Es wurde von ihrer Nachbarin und Erzfeindin, der rumänischen Scheckbetrügerin Isabel Allende gefunden, die es unter ihrem Namen zu einem Welterfolg machte.
Das alles ist längst Vergangenheit, und wenn man die juwelengeschmückte Greisin mit dem kreisrunden Gesicht heute in ihrer Villa mit Blick zum Ayers Rock besucht, kichert sie zumeist, wenn sie auf diese Jugendtorheiten angesprochen wird, und zerstreut mit einem großzügig gereichten Zug aus ihrer silberziselierten Opiumpfeife alle Bedenken, die sich ein nur unzureichend informierter Anthropologe vielleicht auf dem Gang zu dieser Legende des 20ten Jahrhunderts zurechtgelegt haben mag.


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