Donald Knuth (2005)Donald Ervin Knuth [kəˈnuːθ][1] (* 10. Januar 1938 in Milwaukee, Wisconsin) ist emeritierter Professor für Informatik an der Stanford University und Urvater des Textsatzsystems TeX.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
2 Arbeit
3 Literatur über Donald Knuth
4 Werke (Auszug)
5 Auszeichnungen
6 Siehe auch
7 Weblinks
8 Quellen
Leben [Bearbeiten]
Knuth begann sein Physikstudium am California Institute of Technology im September 1956. Aus zweierlei Gründen schlug er ab seinem zweiten Studienjahr jedoch den Weg zur Mathematik ein. Erstens löste er ein Problem eines seiner Mathematik-Professoren, was ihm eine 1,0 als Note einbrachte. Zweitens fand er weniger Gefallen an den physikalischen Praktika.
Er erhielt seinen Bachelor- und seinen Master-Abschluss 1960 an der Case Western Reserve University. 1963 erhielt er seinen Ph.D. vom California Institute of Technology bei Marshall Hall, wo er dann auch Professor wurde.
2006 erfuhr Knuth, dass er an Prostatakrebs im Frühstadium erkrankt war. Er unterzog sich im Dezember des Jahres einer Operation, gefolgt von einer leichten Strahlentherapie als Vorsorgemaßnahme. In seiner Video-Autobiographie nannte er die Prognose ziemlich gut.
Arbeit [Bearbeiten]
Bereits 1964 erlangte er durch seinen Designvorschlag[2] eines Input/Output-Systems für die Programmiersprache Algol 60 internationale Bekanntheit. Dieses System wurde in den meisten Algol-60-Systemen als Komponente implementiert.
Er verfasste (und verfasst noch) das mehrbändige Werk The Art of Computer Programming und schuf eigens dafür mit TeX und METAFONT Computerprogramme, welche druckreifen Textsatz ermöglichen und besonders im mathematisch-akademischen Bereich ihr Einsatzgebiet finden.
Er prägte den Begriff literate programming – die Auffassung, Computerprogramme mit derselben Sorgfalt wie einen literarischen Text zu verfassen und Quelltext und Softwaredokumentation zu vereinen. Wegen Knuths ausgeprägtem Bemühen um Korrektheit (neben ästhetischem Erscheinungsbild) gibt es für jeden neu gefundenen Fehler in seinen Büchern oder Programmen auch eine Belohnung von einem hexadezimalen Dollar im Wert von 162 US-Dollar-Cent (= 256 Cent). Da sie fast nie eingelöst wurden, werden die begehrten Anerkennungsschecks seit 2008 als persönliche Einlagen bei der fiktiven Bank von San Seriffe ausgestellt.[3]
In diesem Sinne veröffentlichte er Bücher, in denen der vollständige Quelltext von TeX und METAFONT in Abschnitten zusammen mit Erläuterungen zum Design und zur Wirkungsweise der Algorithmen abgedruckt ist (natürlich unter Verwendung dieser Programme). Die außerdem erschienenen Benutzerhandbücher enthalten nicht nur Bedienungshinweise für die Anwender dieser Programme („wie weise ich TeX auf mögliche Worttrennungen hin?“), sondern auch – in technischerer Sprache und kleinerer Schrift – detaillierte Angaben zur Funktionsweise („wie funktioniert der Worttrennalgorithmus?“). Sie umfassen damit zugleich auch die Spezifikation dieser Programme.
1968 wurde Knuth Professor in Stanford. 1974 beschrieb und popularisierte er in seinem Buch Surreal Numbers: How Two Ex-Students Turned on to Pure Mathematics and Found Total Happiness die von John Horton Conway vorgestellten surrealen Zahlen.
Seine Vorliebe für schön gedruckte Texte verband er mit seinem theologischen Interesse im 3:16-Projekt, als er 1985, aufbauend auf einer Schlüsselstelle der Bibel (Johannes 3,16), aus jedem Buch der Bibel Kapitel 3, Vers 16 studierte und eine eigene englische Übersetzung davon von jeweils unterschiedlichen Künstlern schreiben ließ und diese Kalligrafien mit seinen Überlegungen zu den Versen veröffentlichte.
Am 1. Januar 1990 teilte Knuth mit, ab jetzt keine E-Mail-Adresse mehr zu verwenden, um sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.[4]
Seit 1992 befindet sich Knuth im Ruhestand, um sich ausschließlich der Fertigstellung von The Art of Computer Programming zu widmen. Momentan sind die Vorabversionen von Band 4 von ihm in Umlauf gebracht worden, die sich mit Kombinatorik beschäftigen. Band 5 (von 7 geplanten) hofft er bis 2015 fertigzustellen.[5]
Mehrfach kritisierte er in jüngster Zeit öffentlich die Vergabe von Softwarepatenten in den USA.[6]
Knuth hat im Zuge seiner weiteren Forschungen für The Art of Computer Programming eine neue Prozessorarchitektur mit zugehörigem Assembler entwickelt und wird diese in einer zukünftigen Ausgabe des ersten Bandes veröffentlichen (die entsprechende Beschreibung liegt bereits als Vorabversion vor). Diese 64-Bit-Architektur (MMIX) ist in der Lage, ein Unix-ähnliches Betriebssystem (genannt NNIX) zu unterstützen, auf dem dann wiederum der TeX-Interpreter ausführbar wäre. Somit wären The Art of Computer Programming und Computers and Typesetting in Kombination mit Freier Software ein vollständig selbstdokumentierendes System bestehend aus Hard- und Software.
The Art of Computer Programming enthält auch zahlreiche detaillierte mathematikhistorische Anmerkungen, und Knuth verfasste auch einige Aufsätze zur Mathematikgeschichte.
Zudem ist Knuth auch bekannt für seine wissenschaftlichen Witze, so schrieb er einen Artikel „Über die Komplexität von Liedern“ und entwarf das „Potrzebie-Einheitensystem“, in dem die Dicke des 26. MAD-Magazines als elementare Längeneinheit dient.
Siehe auch: Knuth-Morris-Pratt-Algorithmus, Buddy-Verfahren und MIX
Literatur über Donald Knuth [Bearbeiten]
Peter Seibel: Coders At Work. Reflections On The Craft Of Programming. Apress, 2009, ISBN 978-1-4302-1948-4, Chapter 15: Donald Knuth.
Knuth „All questions answered“, Vortrag TU München, Oktober 2001, Notices AMS 2002, pdf Datei
Werke (Auszug) [Bearbeiten]
Surreal Numbers. How two ex-students turned on to pure mathematics and found total happiness. A mathematical novelette. Addison Wesley, Reading (MA) 1974, ISBN 0-201-03812-9. (Deutsch: Insel der Zahlen. Eine zahlentheoretische Genesis im Dialog. Vieweg, Braunschweig 1979, ISBN 3-528-08403-0.)
TEX and METAFONT. New directions in typesetting. Addison Wesley, Reading (MA) 1979, ISBN 0-932376-02-9.
3:16. Bible texts illuminated. A-R Editions, Madison (Wis.) 1991, ISBN 0-89579-252-4.
Literate Programming. Center for the Study of Language and Information, Stanford (CA) 1992, ISBN 0-937073-80-6.
mit R. L. Graham und O. Patashnik: Concrete Mathematics. 2. Auflage, Addison Wesley, Reading (MA) 1994, ISBN 0-201-55802-5
The Art of Computer Programming, Volume 1: Fundamental Algorithms. Addison Wesley, Reading (MA) 1997 (zuerst 1968), ISBN 0-201-89683-4.
The Art of Computer Programming, Volume 2: Seminumerical Algorithms. Addison Wesley, Reading (MA) 1997, ISBN 0-201-89684-2.
The Art of Computer Programming, Volume 3: Sorting and Searching. Addison Wesley, Reading (MA) 1997, ISBN 0-201-89685-0.
MMIXware. A RISC computer for the third millennium. Springer, Berlin/New York 1999, ISBN 3-540-66938-8.
Arithmetik. Springer, Berlin, 2001, ISBN 3-540-66745-8.
Auszeichnungen [Bearbeiten]
1971: Grace Murray Hopper Award
1974: Turing Award
1979: National Medal of Science der USA
1986: Leroy P. Steele Prize der American Mathematical Society
1993: Lester Randolph Ford Award für seinen Beitrag Two notes on notation im American Mathematical Monthly
1995: John-von-Neumann-Medaille
1996: Kyoto-Preis
2001: Ehrendoktorwürde der Eberhard Karls Universität Tübingen
2005: Ehrendoktorwürde der ETH Zürich
Siehe auch [Bearbeiten]
Pfeilschreibweise
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: Donald Ervin Knuth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Donald Ervin Knuth – Zitate
Literatur von und über Donald Ervin Knuth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Donald Ervin Knuth • PICA-Datensatz • Apper-Personensuche)
Donald Ervin Knuth. In: MacTutor History of Mathematics archive. (englisch)
Donald Knuths Website (englisch)
Oral History of Donald Knuth (PDF, englisch)
Donald Knuth video autobiography (englisch)
Harald Bögeholz, Andreas Stiller: Der Perfektionist. c't 5/2002, S. 190.
Peter Haffner: Ein ganz normales Genie. NZZ-Folio 2/2002.
Mark Wallace: The art of Don E. Knuth. Salon Magazine 1999/09/16.
Chaosradio-Express über TeX und den Einfluss von Knuth: TeX und LaTeX.
Quellen [Bearbeiten]
↑ FAQ auf Knuths Internetpräsenz an der Stanford University
↑ Abstract des Artikels von Knuth bei ACM
↑ Schecks und Zertifikate, die Ashutosh Mehra erhielt
↑ Donald Ervin Knuth: Knuth versus Email, abgerufen am 8. November 2009
↑ The Art of Computer Programming (TAOCP) , persönliche Website (Stanford University), abgerufen am 13. Februar 2008
↑ D. Knuths Brief an die amerikanische Patentbehörde (engl.), Mirror, abgerufen am 8. November 2009
Normdaten: Personennamendatei (PND): 121578437
Personendaten
NAME Knuth, Donald Ervin
KURZBESCHREIBUNG amerikanischer Informatiker, emeritierter Professor für Informatik an der Stanford University
GEBURTSDATUM 10. Januar 1938
GEBURTSORT Milwaukee, Wisconsin
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Ervin_Knuth“
Kategorien: Hochschullehrer (Stanford) | Hochschullehrer (Pasadena, Kalifornien) | TeX | Kyoto-Preisträger | Turing-Preisträger | Informatiker | Mathematiker (20. Jahrhundert) | Mathematikhistoriker | Entwickler Freier Software | Mitglied der Académie des sciences | Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften | Person (Milwaukee) | US-Amerikaner | Geboren 1938 | Mann
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