Ich hatte eine Nacht nicht geschlafen.Stattdessen hatte ich sie damit verbracht,>>Ich brauche Liebe<< von Klaus Kinski durchzulesen und mir dabei immer wieder >>Chelsea Girl<< von LouReed anzuhören.Um halb fünf morgens war ich damit fertig,müde und verwirrt und hielt es im rolladen-verriegelten Zimmer nicht mehr aus und ging los.Barfuß,meine Füße waren eisig,die Sonne ging gerade erst auf und ich wußte nicht genau,wohin.Deswegen ging ich erst in den Wald und danach zum hiesigen Baggerloch.Und der Himmel war rosa und ganz hellblau,Kaninchen waren unterwegs und die Vögel waren laut.Bis auf einen alten Mann,der mich für einen Drogenzombie hielt,war niemand dort.Noch war es kalt,doch das aufgeladene Wasser verdampfte in dicken Schwaden und ich zog mich aus und ging schwimmen.Insgesamt fühlte ich mich sehr archaisch und deswegen euphorisch,muß dazu aber sagen,daß mich Klaus Kinskis Memoiren schwer beeindruckt hatten;ich war so allein wie noch nie und dabei zum ersten mal wirklich froh,es zu sein und eben das schrieb ich auch ans Ufer:>>Keiner sieht mich<<.Es kam mir vor,wie der schönste Satz,den ich je gedacht hatte und daß er sich selbst bewies,da nur ich ihn zu diesem Zeitpunkt lesen konnte hat mich wirklich laut lachen lassen.Ich bin dann noch dort sitzen geblieben und später durch den Wald wieder nach Hause.Am Nachmittag,als ich mit Freunden am See war,war der Satz verschwunden,Leute hatten sich draufgesetzt,sich drauf abtropfen lassen und ihn einfach übersehen,womit er dann eine weitere Dimension bekam.Oder auch nur die Wahrheit sagte,immerhin hätten mich zu diesem Zeitpnkt ja ziemlich viele Leute gesehen.Vielleicht gilt das ja nicht,weil es nicht direkt das Wasser war,was ihn entfernt -nicht zerstört!- hat,aber das Stichwort Keinersiehtmich gibt es soweitichweiß hier noch nicht.
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