ist der zoologische Fachausdruck für ein typisches männliches vordergründiges Werbe- und Überlegenheitsverhalten vor allem gegenüber Mädchen und Frauen. Das Imponiergehabe muß als Erbe unserer tierischen Vergangenheit angesehen werden, als es von Bedeutung war, daß nur die stärksten Männchen ihr Erbmaterial an die Weibchen weitergaben, um die jeweilige Art möglichst vorteilhaft zu erhalten. Allerdings wurde die Zurschaustellung der Stärke bisweilen so übertrieben, daß es dadurch schon eher zu einer Behinderung kam. Berühmtes Beispiel aus der Tierwelt hierfür sind die Geweihe mancher Hirscharten, die in der Praxis im Grunde zu gar nichts mehr gut sind und sogar die Tiere sogar noch in ihrem Alltag benachteiligen. Sie dienen fast nur noch zum Kampf gegen die »Mitbewerber« um die Weibchen (wohl nie mit ernsthaften Verletzungen verbunden) und um die Weibchen durch möglichst »kampftüchtiges« Aussehen zu beeindrucken. Das soll dann ihnen anzeigen, daß sie eben gerade von den Männchen »mit den größten Geweihen« am besten verteidigt werden können, daß sie also hier auch für sich selbst und ihre notwendige Brutpflege den besten Schutz genießen, was ja dann auch wiederum im Interesse der Arterhaltung ist. Da die Weibchen nun stets die Hirsche mit den größten Geweihen bevorzugen, fördern sie sozusagen die Bildung größerer Geweihe, züchten also geradezu Hirsche mit größerem Imponiergehabe heran. Diese weibliche Beeinflussung wird heute mit dem englischen Begriff Female Choice (weibliche Wahl) bezeichnet.
Unser Problem heute (und nicht erst heute) ist, daß die Veranlagung von unserer tierischen Vergangenheit her genau nicht mehr im Interesse unserer Arterhaltung ist.
Denn diese Veranlagung steht einem Zusammenwachsen der ganzen Menschheit zu einer einzigen großen Familie im Wege und dürfte mit dafür verantwortlich sein, daß wir Menschen uns immer wieder in schrecklichste Kriege und in gegenseitige Unterdrückungen und Ausbeutungen verstrickt haben und immer noch verstricken. Andererseits entpuppt sich auch das Imponiergehabe der Männer untereinander und gegenüber Frauen und Mädchen eigentlich immer nur als hohl und unbrauchbar für unseren zwischenmenschlichen harmonischen Umgang miteinander. Für ein wirkliches Gefährtesein (siehe Gefährte) von zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts ist das Imponiergehabe als Basis völlig unbrauchbar. Denn durch die veränderte geistige und körperliche Veranlagung der Menschen kommt es nun wirklich inzwischen auf etwas anderes an als auf eine Protzerei mit körperlicher Stärke und mit sexueller Potenz! Was haben Mädchen und Frauen denn wirklich von solcher Protzerei gleich unter welcher zeitbedingter Verschleierung? (Vor hundert Jahren galten eher militärische Uniformen als beeindruckend, heute sind es wohl mehr starke Autos und dicke Brieftaschen.) Und noch nicht einmal eine sexuelle Erfüllung kommt durch das Imponiergehabe für Frauen und Mädchen heraus, geschweige eine erfüllte Partnerschaft. Im Zusammenhang mit dem Verlust des tierischen Haarkleids und mit dem durch den dadurch möglichen intensiveren Kontakt der Haut gibt es nämlich bei Menschen die Chance für eine Steigerung von Gefühlen bis hin zum Erlebnis des Orgasmus. Und sowohl dafür wie auch für das Gefährtesein ist nicht mehr der kämpferische und potente Partner, sondern der liebevolle und fürsorgliche Partner für die menschlichen Weibchen von Bedeutung. Und dann verlangt natürlich die gesteigerte Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit von Informationen eine geistige Partnerschaft, die ein »Imponiergehabe-Partner« nun wirklich nicht bieten kann und nur zu oft auch gar nicht zu bieten bereit ist.
Mädchen und Frauen müssen sich schlicht und einfach bewußt werden, daß sie durch jedes auf Imponiergehabe fixiertes Männlichkeits-Bild immer nur mit ihrer Female Choice weiter dazu beitragen, daß sie nicht als Kameradinnen oder Gefährtinnen gesehen werden, sondern viel mehr unter dem Gesichtspunkt von Dienstmagd und Dirne, wodurch jede dauerhafte und wirkliche Freiheit und Emanzipation von Frauen verhindert wird.
Solange immer wieder diejenigen Männchen vor allem auch noch durch sexuelle Hingabebereitschaft belohnt werden, die sich vor allem durch mehr oder weniger hohles Imponiergehabe hervortun, tragen die Weibchen ganz erheblich nicht nur zu ihrer eigenen Unterdrückung bei, sondern auch zur Förderung von verderbenbringender Aggressionslust und gleichgültiger Oberflächlichkeit bei Männern ganz allgemein.
Ein verändertes Männlichkeitsbild dagegen würde diejenigen Männchen bevorzugen und belohnen, denen es um wirkliche Emanzipation der Frauen und auch in weiteren Bereichen eher um Frieden und Harmonie geht. Männer, denen an wirklicher Emanzipation und an Frieden und Harmonie gelegen ist, sollten sich im übrigen überlegen, was sie für Frauen vor sich haben, die (ersten) Geschlechtsverkehr Männern mit typischem Imponiergehabe gewährten, eine solche Vergangenheit gibt nämlich durchaus Aufschluß über den Charakter dieser Frauen und über ihre Fähigkeit zum Gefährtesein (siehe auch Reinfallen). Sie sollten sich schon einmal überlegen, ob sie sich selbst nicht zu schade für solche Frauen sein sollten (siehe Ehre).
Und woran erkennt man nun Männer mit Imponiergehabe?
Solche Männer wollen auch heute noch mit Dingen beeindrucken, die sie selbst nicht viel kosten, weil sie entweder angewachsen sind oder weil sie einem ohne viel Dazutun sozusagen zugeflogen sind oder weil ihre Beschaffung leichter ist als eine Änderung der eigenen Einstellung. Vor allem geht es Männern mit Imponiergehabe um schnelle Erfolge und es ist ihnen daher nicht an einer vernünftigen Reihenfolge gelegen, die dem weiblichen Partner die Chance geben würde, die Beziehung wirklich zu durchschauen. So sind Kennzeichen von Imponiergehabe einzelner Männer wie auch ganzer Männergesellschaften (siehe Patriarchat) vor allem Tabuisierungen (siehe Tabu), Manipulation mit Dummheit, Unterlassung von Information und schließlich auch eindrucksvolle Vertröstung mit jenseitsbezogenen Religionen. Es ist wichtig, daß wir uns nicht von irgendwelchem vordergründigen Emanzipationsgerede täuschen lassen, sondern immer wieder genau hinterfragen, was uns dieses oder jenes nun wirklich nützt.
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