Erste Überlegungen zum Begriff der kollektiven Identität führen unweigerlich zu der Feststellung, dass diese Form der Auffassung von Gemeinschaft wohl uns allen wohl bekannt ist. Als deutsche Staatsbürger fühlen wir uns zumindest im Ansatz betroffen, wenn eine achtzehnjährige Berlinerin wegen höchst zweifelhafter Indizien zu mehreren Jahren Zuchthaus in der Türkei verurteilt wird. Die spanischen Cattalanen wollen den Kinofilm »Harry Potter« boykottieren, weil es keine cattalanische Synchronisation gibt, obwohl das gleichnamige Buch in cattalanischer Sprache erschien.
Während hier die Momente der begrifflichen Abgrenzung noch in einer lokal behafteten und 'naturalisierten' Begriffswelt zu suchen sind, die für die labels »deutsch« bzw. »cattalanisch« entsprechend angeborene Voraussetzungen stellt, so zielt das Beispiel der Gründung der sogenannten »Partei rechtsstaatlicher Offensive« (auch »Schill-Partei«) und ihrer regionalen Ableger in Deutschland auf die Gemeinschaftsbildung durch die Annahme bestimmter Wertehaltungen als oberstes Prinzip der Unterscheidung zwischen »wir« und »die anderen«.
Es scheint also schon bei einer oberflächlichen Betrachtung deutlich zu werden, dass kollektive Identität einen gewichtigen Faktor bei der Konstitution von Gemeinschaft darstellt.
Doch inwiefern lässt sich ein zugegebenermaßen »schwammiger« Begriff wie der der kollektiven Identität greifbarer machen? Welche Mechanismen führen zu ihrer Ausbildung und wie und zu welchem Zweck vollzieht sich eine wo mögliche Anpassung an Systemgegebenheiten?
Diesen Fragen soll versucht werden im folgenden nachzugehen. Hierbei wird zuerst auf der Grundlage des Beitrages von Oliver Schmidtke das gedankliche Konstrukt »kollektive Identität« ausgeleuchtet werden. Im anschließenden werden auf der Grundlage der Überlegungen Giesens die von ihm benannten drei Idealtypen kollektiver Identität entfaltet, um im weiteren deren theoretische Argumentationskraft anhand des Beispieles der italienischen Lega Nord zu überprüfen. Daraufhin soll ein Resümee die gewonnenen Erkenntnisse kurz zusammenfassen. Beginnen möchte ich jedoch wie gesagt, mit einigen analytisch bedeutsamen Aussagen über die kollektive Identität.
2. Der analytische Zugang zur kollektiven Identität
Oliver Schmidtke griff in Bezugnahme auf Bernhard Giesens Ausführungen diese Problematik auf. Auch er misst der kollektiven Identität sozialer Bewegungen eine enorme Bedeutung zur Konstituierung kollektiv motivierter Handlungen zu. Die kollektive Identität schafft ein relativ festes und ebenso relativ zeitlich stabiles Bewusstsein des
„Sich-selbst-Erkennens“ in einer sozialen Gruppe und induziert hierdurch auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu dieser sozialen Gruppe. Der Akzent liegt hierbei jedoch auf der gemeinschaftlichen Handlungsorientierung, die der kollektiven Identität – im Gegensatz zur sozialen Identität – stets zugrunde liegt. Sie ist daher der entscheidende Faktor bei der Formierung kollektiven Handelns, die das „mobilisierende Band der Gemeinsamkeit“ (Schmidtke 1995, S. 24) im Zuge von Konsensbildungen zwischen den beteiligten Interaktionspartnern fundamental beeinflusst. Die hierin begründete Struktur der Bewegung sowie die aus ihr resultierende spezifische Dynamik seien am ehesten angemessen, zur Erklärung kollektiver Handlungen herangezogen zu werden und seien daher im Rahmen einer Untersuchung analytisch zu erschliessen ( vgl. Schmidtke 1995, S.24 ) .
Kollektive Identität stellt ein Konglomerat von Norm-, Wert- und Interpretationsmustern bezogen auf die Wahrnehmung der sozialen Realität dar. Als kulturelle Rahmung bietet sie dem Einzelnen diejenigen Definitionskriterien, auf deren Grundlage das Individuum eine Entscheidung zu entsprechendem kollektiven Engagement trifft. Reproduzierbarkeit und Handlungsvollmacht bleiben daher aus Sicht der kollektiven Identität nur solange bestehen, wie sie sich im Zuge kommunikativer Aushandlungsprozesse als kulturelles Konstrukt symbolisch zu bestätigen fähig ist. Zur Formierung kollektiven Handelns muss die kollektive Identität daher in der Lage sein, innerhalb zweier Dimensionen zu fungieren.
Zum einen fungiert kollektive Identität in der Bereitstellung von Kontinuität, also zeitlicher Überdauerungskraft. Auch durch Zeiten des Wandels hindurch muss die kollektive Identität in der Lage sein, den Akteuren eine stabile Auffassung ihres Tuns zu bieten, auch im Hinblick auf die Überwindung intraorganisationeller, aber auch interpersoneller Konflikte zwischen den individuellen Akteuren.
Zum anderen beträfe dies das Erreichen eines gewissen Grades an Gleichheit, sprich Homogenität, unter den individuellen Akteuren, die erst hierdurch überhaupt einen kollektiven Akteur darstellen können. Damit dieses in Kraft treten kann, muss es zur Herausbildung einer gemeinschaftlich geteilten Wertebasis sowie zu einer homogenen Sichtweise und Interpretationsroutine der sozialen Realität kommen. Dies beinhaltet genauso emotionale Komponenten der kollektiven Konsensbildung, wie es beispielsweise das Gefühl der gemeinsamen Stärke vermitteln kann. Nur durch diese Wahrnehmung der Gruppe als einheitliche kollektive Identität ist es möglich, sich als Gemeinschaft zu definieren und im weiteren als solche zu handeln. Somit werden auch soziale Ein- und Ausschlussprozesse begründet, die die Teilhabe an der spezifischen kollektiven Identität durch Kriterien der Mitgliedschaft verbindlich regeln. Im weiteren ist jene beschränkte Teilnahmemöglichkeit zur Stärkung der eigenen Homogenität in Abgrenzung zur sozialen Umwelt zu sehen – erst sie befähigt den Zusammenschluss, so Schmidtke, auch als kollektiver Akteur im politischen Austauschgeschehen als Adressat teilzuhaben, aber auch als solcher wahrgenommen zu werden ( vgl. Schmidtke 1995, S. 25 ) .
Kollektive Identitäten können im Hinblick auf ihre spezifischen symbolischen Methoden der Grenzziehung zwischen der eigenen Gemeinschaft und den anderen unterschieden werden. Diese symbolische Grenzziehung geschieht in Gestalt relationaler Konzepte, die in erster Linie eine Abgrenzung durch das label „wir“ bzw. „nicht-wir“ vornehmen. Basierend auf diesen Überlegungen formulierte Berhard Giesen in seinem 1993 erschienenen, allerdings nicht mehr erhältlichem Buch „Die Intellektuellen und die Nation – Eine deutsche Achsenzeit“ eine idealtypische Unterscheidung dreier Formen kollektiver Identität. Diese Unterscheidung beruft sich auf eine Untersuchung der Dynamik der politischen Mobilisierung der Gruppe. So ergeben sich nach den von Oliver Schmidtke wiedergegebenen Ausführungen Giesens drei Varianten der Ausformung kollektiver Identität, auf die ich im folgenden erläuternd eingehen werde.
3. Die drei Idealtypen der kollektiven Identität
Giesen unterscheidet die primordiale, die kulturelle sowie die sogenannte ‚civic‘ kollektive Identität voneinander. Begründung findet diese Typologisierung in dem Umstand, dass jede dieser Form von kollektiver Identität spezifische konstitutive Codes der Gruppenbildung hervorbringt, die dann im folgenden die gemeinschaftsinternen Strategien der symbolischen Abgrenzung nach außen definieren.
Der erstgenannte Typ kollektiver Identität, die primordiale kollektive Identität, findet sich oft in der Gründungsphase sozialer Bewegungen. Sie betont oftmals einen vermeintlich objektiv gegebenen Umstand der Konstituierung der Gemeinschaft, beispielsweise in einer „Wir“-Gruppenbildung, welcher ethnische Identifikationsmuster zugrunde liegen, wie die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe. In diesem Sinne wird die Gemeinschaft gewissermaßen ‚naturalisiert‘, was Mitgliedschaft durch den zufälligen Umstand der Geburt ermöglicht.
Im weiteren reagiert diese Form kollektiver Identitätsbildung enorm sensibel auf gruppenfremde Individuen, die hier als ständig präsente Gefahr für die eigene Gemeinschaft und die ihr immanenten Wertehaltungen empfunden werden. Dieser konsequenten Abgrenzungsstrategie zufolge ist es demnach äußerst schwierig für
Nicht-Mitglieder, Teilhabe an jener Gruppierung zu nehmen, da ja deren ‚objektive‘ Bedingungen, die zur potentiellen Mitgliedschaft führen könnten, ihrem natürlichen Wesen nach nicht zu ersetzen sind. Dieses führt allerdings auch zu relativ stabilen Strukturen innerhalb der Gruppe, obwohl deren Hauptmerkmal wohl darin zu sehen ist, dass das primäre Interesse der Verteidigung der eigenen Identitätscharakteristika gegen jene der konkurrierenden Gruppen gilt.
Sich zeitlich an die promordiale kollektive Identität anschliessend, folgt nun der kulturelle Typus. Diese Variante der kollektiven Identität zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass statt auf ethischen Kriterien beruhender Abgrenzung selbige nun mittels geteilter homogener Wertehaltungen zu kollektivfördernder Entfaltung gerät. Manifestation findet dieser Prozess in der Abwertung von Lebensstilen und normativen Konstrukte, die der Gemeinschaft fremd sind bzw. anderweitig nicht mit den kollektiven Auffassungen konform gehen. Statt dessen werden die eigenen identitätsstiftenden Konstrukte als höherwertig dargestellt und im weiteren als generalisierbares Modell für andere, aus jetziger Perspektive
„Noch“-Fremde, angeboten. An dieser Stelle wird ein weiterer gemeinschaftsfördernder Umstand deutlich: die weniger rigorose externe Abgrenzung hin zu einer kollektiven Identität, die in Form von Erziehung und Anpassung die zahlenmäßige Ausweitung des Kollektivs erzielt, neigt zur Integration von Nicht-Mitgliedern, deren potentielle Mitgliedschaft einerseits erkannt und im weiteren gern entgegengenommen wird, solang sich das Individuum entsprechend der Gemeinschaft ‚gelehrig‘ zeigt.
Der Typ kollektiver Identität, der sich an die kulturelle Variante anschliesst, ist die sogenannte ‚civic‘ kollektive Identität.
Als ihr konstituives Merkmal ist die gemeinschaftliche kompetente Teilhabe an Traditionen und lebensweltlichen Praktiken anzusehen. Statt einer aggressiven Abgrenzung gegen die Außenstehenden, fungieren nun gruppeninterne Prozesse als identitätsstiftende Mechanismen in Form einer emanzipierten Teilhabe in allen Belangen des Kollektivs. Der „Fremde“ ist nicht länger mehr Symbol einer existentiellen Bedrohung der kollektiven Identität, noch ist er rigoros von den Gemeinschaftswerten zu überzeugen. Vielmehr wird in ihm, solang er sich entsprechend entlang der Wertvorstellungen der kollektiven Identität orientiert, ein potentielles Mitglied gesehen, welches durchaus in der Lage ist, die Gemeinschaft kompetent zu vertreten. Somit ist hier nicht mehr die Unterscheidung zwischen „wir“ und „fremd“ vorrangig identitätsstiftend, eher fungiert in solcher Weise die Identifikation des einzelnen Individuums mit den kulturell verankerten Werten der Gemeinschaft zusammen mit der aktiven Teilnahmemöglichkeit an traditional überlieferten Symbolhandlungen.
Der Typ der kollektiven Identität und damit die ihm immanenten spezifischen Strukturmerkmale wie auch die aus denselbigen resultierenden Strategien zur Reproduktion und Selbstbestätigung der kollektiven Identität geben auf gewichtige Weise den Rahmen vor, innerhalb dessen die kollektiven Handlungen eingebettet sind. Die Formulierung politischer Ansprüche, die Integration von Mitgliedern sowie die Dynamik der politischen Mobilisierung sind stets als von der spezifischen Ausprägung der kollektiven Identität abhängig anzusehen ( vgl. Schmidtke 1995, S. 26 ff. ) .
4. Das Beispiel der Lega Nord
Oliver Schmidtke veranschaulicht im selben Text eindrucksvoll
diesen Prozess der Konstituierung von Identität eines politischen Akteurs, der sich von einer primordial geprägten kollektiven Identität zu einer kulturellen kollektiven Identität hin entwickelt hat, am Beispiel der in Italien beheimateten Lega Nord ( vgl. Schmidtke 1995, S. 27 ) .
Auch innerhalb dieser Gruppierung gelangen erste Formen von Gemeinschaftsbildung auf Grundlage des Austausches primordialer Codes. Im Konkreten berief sich die Lega Nord in ihren ersten politischen Zielsetzungen auf die Selbstbestimmung der lombardischen Region und die Betonung der politischen Rechte einer ethnisch definierten sozialen Gruppe. Diese relativ starre Festlegung erwies sich jedoch auf Dauer für die Ziele der politischen Mobilisierung als kontraproduktiv. Die Akzentuierung einer diffusen lombardischen Gemeinschaft verwehrte der Bewegung den symbolischen identitätsstiftenden Zugriff auf die potentielle Klientel, ferner erschwerte sie sich hierdurch auch den Zugang zum etablierten politischen Parkett.
Aus diesem Grunde traten an die Stelle der primordial geprägten Codes kulturell geprägte Formen. Speziell bei der Lega Nord bestehen diese aus der Betonung einer vorgeblich den Norditalienern eigenen Arbeitsethik mit ihren begleitenden Assoziationen, wie Loyalität und Strebsamkeit. Dieses geschieht vor allen Dingen zum Zwecke der Abgrenzung von den Süditalienern, welchen eine ähnliche Arbeitsethik nur durch Übernahme der ‚norditalienischen’ Werthaltungen zugestanden wird. Es wird also die Tatsache einer bestimmten geographischen Herkunft zur symbolischen Manifestation von ebendort beheimateten Werten und Einstellungsmustern herangezogen, wobei seitens der Lega Nord eingeräumt wird, daß auch Nicht-Mitglieder, gleich ihrer geographischen Herkunft, jederzeit durch Übernahme jener spezifischen Wertehaltungen ebenso in der Lage seien, kompetentes Mitglied der Bewegung zu werden und in die Gemeinschaft integriert werden zu können. Parallel hierzu werden die vermeintlich vertretenen norditalienischen kulturellen, wie auch sozialstrukturellen Gegebenheiten als ein für das gesamte Land adäquates Modell der gesellschaftlichen Organisation angeboten. Erst unter Berufung auf letzteren Punkt, wurde es der Bewegung der Lega Nord möglich, die ausgesprochen beengenden Grenzen der regionalen Verwurzelung und ihrer sich bietenden politischen Partizipationschancen zu sprengen und im Rahmen weit gefaßterer, mehr abstrahierter Abgrenzungsroutinen sich politisch zu betätigen und neue Mitglieder zu werben. Und nur so konnte sich die Gruppierung als politische Alternative in der von Krisen geschüttelten italienischen Parteienlandschaft repräsentieren. Bedingt durch die polare Struktur kollektiver Identitäten, gelang es der Lega Nord ihre regionale Gefaßtheit gegen eine von nationaler Bedeutung auszutauschen und sich in ebendiesem Rahmen als politischer Akteur zu präsentieren. Das polare Wesen der kollektiven Identität wurde genutzt, um auf populistische Weise die hochgelobten norditalienischen Werte der Arbeitsamkeit und Aufrichtigkeit gegen die vermeintlich entgegengesetzten Wertehaltungen des italienischen Südens und der als korrupt hingestellten etablierten Politik auszuspielen. Infolge dessen war die Gruppierung nicht länger auf jene primordiale Außenabgrenzung angewiesen, sondern konnte ihren politischen Forderungen im Rahmen kulturell determinierter Werte und Normen den Ausdruck verleihen, der ihr auf lokaler Ebene sehr wahrscheinlich versagt geblieben wäre ( vgl. Schmidtke 1995, S. 28).
5. Resümee
Geht es beim primordialen Typus der kollektiven Identität noch um die unüberbrückbaren Differenzen, die sie von der sie umgebenden Nation unterscheiden, gelingt es einer kollektiven Identität, die sich als kulturell verankert auffasst, ihre Unterscheidungsmerkmale innerhalb von tradierten Wertemustern und entsprechenden Lebensauffassungen symbolisch festzuhalten. Im Falle der Lega Nord wurde diese Symbolik im weiteren auf den italienischen Norden projiziert, der nun rhetorisch genau jene konstitutiven Gründungselemente der sozialen Bewegung widerspiegelte und somit als symbolischer Bezugsrahmen Verwendung fand. Ebenso kann das Entstehen verschiedener Ablegerparteien der Lega Nord, beispielsweise die Lega centro sowie die Lega sud (vgl. Schmidtke 1995, S. 29), begründet werden. Die kulturelle Einbettung der identitätsstiftenden Symbole führte gewissermaßen zu einer erhöhten »Manövrierfähigkeit« der sozialen Bewegung in dem Sinne, dass das politische Auftreten den jeweiligen Rahmenmbedingungen flexibler angepasst werden konnte, um so aussichtsreicher auf strategische Notwendigkeiten reagieren zu können. Zu diesen gehörte einerseits die Rekrutierung neuer Mitglieder, aber auch der Aufbau eines möglichst großen Kreises von Unterstützern. Integraler Bestandteil kulturell kollektiver Identität ist die Ausweitung der eigenen Grenzen in einer Weise, die dem Gruppenfremden die potentielle Mitgliedschaft durch Anpassung an die Werte der Gemeinschaft einräumt. Daher wurde die innere Umstrukturierung der Lega Nord von einer primordial geprägten Gruppierung hin zu einer kulturellen unabdinglich, denn nur so konnte sie ihren politischen Einflussrahmen ständig vergrößern, um auch territorial gesehen durch die Gründung von Parteiablegern in anderen Teilen Italiens anzuwachsen. Hätte man dieses unter Verwendung der primordialen Codes der 'naturgegebenen' Verschiedenheit gewagt, hätte die Gruppierung wohl sehr schnell an Authentizität und Glaubwürdigkeit eingebüßt. Der Verweis auf die kulturell begründeten Gemeinsamkeiten verhalf der Lega Nord sich schließlich sogar als nationaler politischer Akteur zu betätigen.
In diesem Sinne konnte gezeigt werden, dass die theoretische Grundlage Giesens einen äußerst anschaulichen Eindruck von der Dynamik kollektiver Identität vermittelt. Auf der Grundlage der Annahme, dass kollektive Identität als symbolisches Konstrukt im kommunikativen Austausch ständiger Bestätigung bedarf, wurde gezeigt, dass sie im Laufe der Entwicklung sozialer Bewegungen denjenigen Rahmen liefert, innerhalb dessen die Opportunitäten des Akteurs festgelegt sowie deren Reichweite relativ fixiert sind. Sie funktioniert über die Modi, mit denen Gemeinschaft symbolisch repräsentiert und von Außenstehenden abgegrenzt wird und liefert somit die entscheidenden Elemente zum Aufbau ideologischen Materials zum Zwecke der politischen Mobilisierung. Dabei ist zu beachten, dass kollektive Identität stets als Ergebnis sozialen Handelns zu verstehen ist, der sich im Kommunikationsprozess manifestiert.
Sie kann somit auch als Medium verstanden werden, durch welches kollektive Ansprüche Gestalt annehmen können, indem ihnen eine Basis durch die Herstellung gemeinschaftlicher Wertauffassungen zugeschrieben wird.
Nov2001
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