Die Internationale Standardbuchnummer (International Standard Book Number), abgekürzt ISBN, ist eine Nummer[1] zur eindeutigen Kennzeichnung von Büchern und anderen selbstständigen Veröffentlichungen mit redaktionellem Anteil, wie beispielsweise Multimedia-Produkte und Software.
ISBN werden überwiegend in Warenwirtschaftssystemen des Buchhandels eingesetzt, doch auch viele Bibliotheken verwenden sie für die Bestellsysteme und die bibliotheksübergreifenden Kataloge. Nationalbibliografien hingegen haben eigene Nummernsysteme. Für Zeitschriften und Schriftenreihen wird eine Internationale Standardnummer für fortlaufende Sammelwerke (ISSN) vergeben.
Inhaltsverzeichnis
1 Entstehungsgeschichte
2 Kopplung an das System internationaler Artikelnummern
3 Regeln zur ISBN-Vergabe und -Nutzung
4 Aufbau der ISBN
4.1 Bestandteile der ISBN
4.2 Formeln zur Berechnung der Prüfziffer
4.2.1 ISBN-13
4.2.2 ISBN-10
5 Identifikationsnummern für andere Publikationen
6 Siehe auch
7 Literatur
8 Weblinks
9 Einzelnachweise
Entstehungsgeschichte
Logo des Deutschen Instituts für Normung DIN ISO 2108
Bereich Information und Dokumentation
Titel Internationale Standard-Buchnummer (ISBN)
Kurzbeschreibung: Nummernsystem für Bücher
Letzte Ausgabe 1.2007
ISO 2108
Seit Mitte der 1960er-Jahre machte man sich in Europa, insbesondere in England an der London School of Economics and Political Science und bei der Publisher Association of Great Britain, Gedanken über eine eindeutige internationale Identifikation von Büchern. 1966 führte das größte Buchhandelshaus WHSmith erstmals eine Standardbuchnummer, abgekürzt „SBN“, ein. Die Internationale Organisation für Normung griff 1968 diese Vorschläge auf und veröffentlichte 1972 die Norm ISO 2108. Die nationale Übernahme dieser Norm in Deutschland ist die DIN-Norm DIN ISO 2108.
Buchland-EAN und ISBN-10 auf der Rückseite eines Buches
Bis 2006 hatte der Nummernraum einer ISBN zehn Stellen; einschließlich einer Prüfziffer. Da es in Osteuropa und im englischen Sprachraum Schwierigkeiten gab, für neue Verlage und Publikationen Nummern zu vergeben, wurde die dreizehnstellige ISBN-13 eingeführt. Alte ISBN im zehnstelligen Format werden nun als ISBN-10 bezeichnet. Der für ISBN zur Verfügung stehende Zahlenraum konnte dadurch von einer Milliarde Kombinationen auf 1,9 Milliarden fast verdoppelt werden. Das Präfix 979-0 wird von der ISMN belegt, für ISBN stehen nun die Präfixe 978, 979-1 bis 979-9 zur Verfügung. Neben der annähernden Verdoppelung des Zahlenraumes war die Kompatibilität mit dem System internationaler Artikelnummern EAN der wichtigste Grund für die Umstellung. Das Format der ISBN-13 wurde so gewählt, dass die Zahlenfolge identisch mit der zugehörigen EAN-13-Artikelnummer ist.
Seit 1. Januar 2007 werden nur noch ISBN-13 vergeben.
Kopplung an das System internationaler Artikelnummern
Das ISBN-System wurde an das System internationaler Artikelnummern EAN gekoppelt. Damit können Bücher weltweit innerhalb des EAN-Systems in Warenwirtschaftssysteme übernommen werden, ohne dass aufwändige Neuauszeichnungen mit nationalen Strichcodes nötig sind. Da die ersten drei Ziffern einer EAN normalerweise für das Registrierungsland stehen (z. B. „400“ bis „440“ für die deutsche EAN-Verwaltung), wurde für Bücher ein „Buchland“ (engl. „Bookland“) eingeführt (sozusagen für „registriert im Land der Bücher“). Für Bücher sind die EAN-Ländernummern 978 und 979-1 bis 979-9 vorgesehen.
ISBN-13 sind identisch mit der zum Buch gehörenden EAN-13 – außer, dass die EAN ohne Bindestriche notiert wird.
Auch ISBN-10 können in eine EAN-13 bzw. ins ISBN-13-System überführt werden. Dazu wird der ISBN-10 einfach die EAN-Ziffernfolge 978 vorangestellt und die alte Prüfziffer durch die neu zu berechnende EAN-Prüfziffer ersetzt.
Heute wird das System als GS1-Pressecode bezeichnet, da er über Bücher hinaus für andere publizierten Medien (Periodika, und etwa CD-ROMs) verwendet wird.
Regeln zur ISBN-Vergabe und -Nutzung
Die ISBN soll eine nichtperiodische Veröffentlichung eines Verlags eindeutig identifizieren, eine bereits verwendete ISBN soll nicht noch einmal verwendet werden. Auch neue Auflagen einer Publikation oder eine andere Publikationsform (z. B. Taschenbuch statt Hardcover) bedürfen jeweils einer eigenen ISBN. Einzige Ausnahme sind unveränderte Nachdrucke.
Nicht jedes Buch hat eine ISBN. In Deutschland vergibt nur die MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH[2] ISBN-Verlagsnummern und einzelne ISBN. Weder die ISBN-Verlagsnummern noch die einzelnen ISBN dürfen verkauft oder an einen anderen Verlag gegeben werden. Da es keine rechtliche Verpflichtung zur Verwendung einer ISBN gibt und die Zuteilung mit Kosten und Aufwand verbunden ist, verzichten manche Kleinverlage und Selbstverlage auf die Registrierung einer ISBN. Die Zuteilung einer einzelnen ISBN für (Selbst-)Verleger mit absehbar einmaliger Verlagsproduktion kostet 79,08 Euro.
Bei der Erteilung einer Verlagsnummer hat der Verlag eine Grundgebühr für die ISBN-Vergabe von 153,51 Euro plus Versandkosten zu zahlen und eine Liste aller von ihm vergebbaren ISBN zu beziehen. Der Preis dafür liegt zwischen 22,61 Euro (für zehn Nummern) und 3.568,81 Euro (für 100.000 Nummern). Für jedes Buch, welches per elektronischer Titelmeldung in das Verzeichnis lieferbarer Bücher aufgenommen wird, sind 4,05 Euro pro Jahr, mindestens jedoch gesamt 94,01 Euro pro Jahr zu zahlen.
Aufbau der ISBN
Die ISBN-13 besteht aus fünf Zahlengruppen.
Bestandteile der ISBN
Beispiel: ISBN 978-3-86680-192-9
Sie wird wie folgt kodiert:
Das Präfix ist je nach Buch 978 oder 979. Bei der ISBN-10 gab es kein Präfix.
Die Gruppennummer (auch Ländernummer genannt) ist eine Kennzahl für eine nationale, geographische, Sprach- oder sonstige geeignete Gruppe. Sie wird von der internationalen ISBN-Agentur festgelegt und kann unterschiedlich viele Ziffern enthalten.
Beispiele mit dem Präfix 978:
0 und 1 für den englischsprachigen Raum
2 (und mit Präfix 979: 10) für den französischsprachigen Raum
3 für den deutschsprachigen Raum ohne Luxemburg und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens
4 für Japan
5 für Russland und einige Länder der ehemaligen Sowjetunion
7 für China
10 (nur bei Präfix 979) für den französischsprachigen Raum (und 2 bei Präfix 978)
81 (und 93) für Indien
82 für Norwegen
83 für Polen
84 für Spanien
85 für Brasilien
87 für Dänemark
88 für Italien
89 für Südkorea
90 (und 94) für den niederländisch-flämischen Raum sowie das deutschsprachige Belgien
91 für Schweden
93 (und 81) für Indien
94 (und 90) für den niederländisch-flämischen Raum sowie das deutschsprachige Belgien
950 für Argentinien
951-952 für Finnland
953 für Kroatien
956 für Chile
972 und 989 für Portugal
957 und 986 für Taiwan
960 für Griechenland
962 (und 988) für Hongkong
963 für Ungarn
964 für Iran
965 für Israel
967 (und 987) für Malaysia
972 (und 989) für Portugal
979 für Indonesien
980 für Venezuela [3]
981 (und 9971) für Singapur
985 für Weißrussland
987 (und 967) für Malaysia
988 (und 962) für Hongkong
989 (und 972) für Portugal
9946 für Nordkorea
9949 für Estland
9971 (und 981) für Singapur
9976 für Tansania
9979 für Island
9984 für Lettland
99915 für die Malediven
99918 für Färöer
99923 für Ecuador
99929 für die Mongolei
99937 für Macau
99948 für Eritrea
99951 für Kongo
99953 für Paraguay
Für die Schweiz wird je nach Sprache die 2 (französisch), 3 (deutsch) oder 88 (italienisch) verwendet.
Obwohl es in Luxemburg eine eigene Landessprache gibt und daneben Deutsch und Französisch gleichrangige Amtssprachen sind, gilt hier nur die 2 (französisch).
Die Verlagsnummer ist eine Kennzahl für den Verlag. Diese wird von der nationalen oder regionalen ISBN-Agentur vergeben. Für Deutschland ist das die ISBN-Agentur in Frankfurt am Main. Die Verlagsnummer kann unterschiedlich viele Ziffern enthalten. Welche Verlagsnummern gültig sind, hängt von der Gruppennummer ab, siehe dazu unter Weblinks.
Dann folgt die vom Verlag vergebene Titelnummer (auch Bandnummer genannt). Der Verlag (oder Drucker u. Ä.) ist frei in der Verwendung, allerdings müssen verschiedene Produkte differenziert werden, also separat verkäufliche Bände, unterschiedliche Einbände usw. Hinsichtlich der Behandlung von Auflagen gibt es keine Regel.
Zum Schluss wird eine Prüfziffer angegeben. Die Prüfziffer ermöglicht das Erkennen von Eingabe- und Lesefehlern: Erkannt werden ein Einzelfehler (genau eine Ziffer falsch) und die meisten Vertauschungen von zwei Nachbarziffern (ISBN-13: außer 0↔5, 1↔6, 2↔7, 3↔8, 4↔9).
Die ISBN ist nach ISO 2108 auf eine der folgenden Arten zu formatieren:
ISBN (Präfix )Gruppennummer Verlagsnummer Titelnummer Prüfziffer (ohne Trennstriche)
ISBN (Präfix–)Gruppennummer–Verlagsnummer–Titelnummer–Prüfziffer (mit Trennstrichen)
Im Rahmen von elektronischer Datenverarbeitung ist die Verwendung ohne Trennzeichen zulässig. Die Nummer bleibt auch ohne Trennzeichen eindeutig.
Ein Tool für die korrekte Formatierung einer ISBN ist in den Weblinks zu finden.
Formeln zur Berechnung der Prüfziffer
ISBN-13
Zur Berechnung der Prüfziffer bei der ISBN-13 werden alle zwölf Ziffern der noch unvollständigen ISBN addiert, wobei die Ziffern mit gerader Position (also die zweite, vierte usw.) dreifachen Wert erhalten. Eine 5 an sechster Stelle beispielsweise fließt also als 15 in den Term ein. Von dem Ergebnis dieser Addition wird die letzte Stelle bestimmt, die dann von 10 subtrahiert wird. Also etwa 10 − 4 = 6 bei einem Additionsergebnis von 124. Dieses Endergebnis ist die Prüfziffer. Ist das Endergebnis indessen 10, ist die Prüfziffer 0. Bezeichnet man die ersten zwölf Ziffern mit z1 bis z12, so gilt für die Prüfziffer an der dreizehnten Stelle:
z_{13} = (10 - (( z_1 + z_3 + z_5 + z_7 + z_9 + z_{11} + 3\cdot(z_2 + z_4 + z_6 + z_8 + z_{10} + z_{12})) \bmod 10)) \bmod 10
Das letzte Modulo dient dem Einhalten der sog. „Null-Regel“, die besagt, dass die Prüfziffer selbst 0 wird, wenn das Ergebnis der Prüfziffernberechnung 10 ist. Als Folge dieser Methode lässt sich die Gültigkeit einer ISBN-13 überprüfen, indem man
(z_1 + z_3 + z_5 + z_7 + z_9 + z_{11} + z_{13} + 3\cdot(z_2 + z_4 + z_6 + z_8 + z_{10} + z_{12})) \bmod 10
berechnet: Das Resultat muss 0 sein. Etwas schlichter: Die wie beschrieben mit 1 und 3 abwechselnd gewichtete „Quersumme“ endet auf 0.
Man kann auch schreiben:
z_{13} = \left(10-\left(\sum_{i=1}^{n=12} z_i\cdot3^{(i+1)\bmod 2} \right) \bmod 10 \right) \bmod 10
woraus sich einfach die Implementierung schreiben lässt. Das (i+1)mod 2 sorgt für die wechselnde Gewichtung von 1 und 3. Erstreckt man die Summierung auch auf die Prüfziffer (n=13), so erhält man bei einer fehlerfreien ISBN als Ergebnis 0.
Beispiel:
978-3-7657-2781-?
9 + 8 + 7 + 5 + 2 + 8 + 3\cdot(7 + 3 + 6 + 7 + 7 + 1) = 39 + 3\cdot 31 = 39 + 93 = 132
132 \bmod 10 = 2
(10 - 2) \bmod 10 = 8
ISBN-10
Bei der ISBN-10 wird die Prüfziffer wie folgt berechnet: Bezeichnet man die ersten neun Ziffern mit z1 bis z9, so gilt für die Prüfziffer an der zehnten Stelle:
z_{10} = \left( \sum_{i=1}^{9} i\cdot z_{i} \right) \mod{11}
= (1 \cdot z_{1} + 2 \cdot z_{2} + 3 \cdot z_{3} + 4 \cdot z_{4} + 5 \cdot z_{5} + 6 \cdot z_{6} + 7 \cdot z_{7} + 8 \cdot z_{8} + 9 \cdot z_{9} )\mod{11}
Dabei wird wie gewohnt der Laufindex von links nach rechts gezählt. Bei einem Ergebnis von 0 bis 9 wird daraus unmittelbar die Prüfziffer; ergibt die Formel den Wert 10, wird ein X als letztes Zeichen verwendet, welches als römische Zahl 10 interpretiert werden kann.
Beispiel:
3-86680-192-?
1 \cdot 3 + 2 \cdot 8 + 3 \cdot 6 + 4 \cdot 6 + 5 \cdot 8 + 6 \cdot 0 + 7 \cdot 1 + 8 \cdot 9 + 9 \cdot 2
= 3 + 16 + 18 + 24 + 40 + 0 + 7 + 72 + 18
= 198
198 mod 11 = 0, denn 198: 11 = 18, Rest 0.
Ergebnis: 3-86680-192-0
Beispiel II:
3-680-08783-?
1 \cdot 3 + 2 \cdot 6 + 3 \cdot 8 + 4 \cdot 0 + 5 \cdot 0 + 6 \cdot 8 + 7 \cdot 7 + 8 \cdot 8 + 9 \cdot 3
= 3 + 12 + 24 + 0 + 0 + 48 + 49 + 64 + 27
= 227
227 mod 11 = 7, denn 227: 11 = 20, Rest 7.
Ergebnis: 3-680-08783-7
Bei der Prüfung, ob eine eingegebene ISBN korrekt ist, kann nach den Regeln der Modulo-Rechnung folgende Bedingung geprüft werden.
\left( \sum_{i=1}^{10} i\cdot z_{i} \right) \mod{11} = 0
Man addiert das 10-Fache der 10. Ziffer (wobei die Ziffer X als Zahl 10 gilt). Da in der Modulo-11-Rechnung 10 dasselbe ist wie −1, ist es das Gleiche, wenn man die 10. Ziffer subtrahiert. Damit muss, modulo 11 gerechnet, insgesamt 0 herauskommen.
Beispiel II von eben:
3-680-08783-7
1 \cdot 3 + 2 \cdot 6 + 3 \cdot 8 + 4 \cdot 0 + 5 \cdot 0 + 6 \cdot 8 + 7 \cdot 7 + 8 \cdot 8 + 9 \cdot 3 + 10 \cdot 7
= 3 + 12 + 24 + 0 + 0 + 48 + 49 + 64 + 27 + 70
= 297
297 mod 11 = 0, denn 297: 11 = 27, Rest 0
Identifikationsnummern für andere Publikationen
Für andere Formen der Publikation, wie z. B. Periodika oder notierte Musikwerke gibt es eigene Nummernsysteme:
ISAN – International Standard Audiovisual Number
ISMN – Internationale Standard-Musik-Nummer (für gedruckte und digitalisierte Notensätze)
ISRC – The International Standard Recording Code
ISRN – International Standard Technical Report Number
ISSN – Information and documentation – International Standard Serial Number / Internationale Standardnummer für fortlaufende Sammelwerke (für Periodika)
ISWC – International Standard Musical Work Code
Siehe auch: Uniform Resource Identifier (URI), Digital Object Identifier (DOI)
Siehe auch
VD 16 – Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts
VD 17 – Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts
ESTC – English Short Title Catalogue
OCLC Number - Online Computer Library Center Number
ASIN – Amazon Standard Identification Number
CODEN
DOI – Digital Object Identifier
EAN – European Article Number / Europäische Artikelnummer
EPC – Elektronischer Produktcode
LCCN – Library of Congress Control Number
UCC – Uniform Code Council
UPC – Universal Product Code (US-amerikanischer Strichcode)
Literatur
DIN ISO 2108 (Nachfolger der DIN 1462)
Weblinks
ISBN-Agenturen:
International (in London, verwaltet die Gruppennummern)
National: Deutschland (Frankfurt am Main), Österreich, Schweiz
Handbücher auf deutsch und englisch
Hilfsmittel:
Umrechnung zwischen 10- und 13-stelliger ISBN
ISBN-13-Strichcode-Erstellung
Einzelnachweise
↑ ISBN Handbuch – Die Internationale Standard-Buchnummer. (PDF) ISBN Agentur für Deutschland, Frankfurt am Main 2005. ISBN 978-3-7657-2781-8
↑ http://www.german-isbn.org/cgi-bin/isbn_2010.exe/showlogin?page=isbn_startseite.html
↑ Agencia Venezolana del ISBN
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