»Der Sexualfunktion, in welcher ich die Begründung der Hysterie wie der Psychoneurosen überhaupt sehe, wird den Charakter eines organischen Faktors wohl niemand absprechen wollen. Eine Theorie des Sexuallebens wird, wie ich vermute, der Annahme bestimmter, erregend wirkender Sexualstoffe nicht entbehren können. Die Intoxikationen und Abstinenzen beim Gebrauch gewisser chronischer Gifte stehen ja unter allen Krankheiten, welche uns die Klinik kennen lehrt, den genuinen Psychoneurosen am nächsten. [...] Sexualität [greift] nicht bloß als einmal auftretender deus ex machina irgendwo in das Getriebe der für die Hysterie charakteristischen Vorgänge ein [...], sondern [ist] die Triebkraft für jedes einzelne Symptom und für jede Äußerung eines Symptoms[.] Die Krankheitserscheinungen sind, geradezu gesagt, die Sexualbetätigung der Kranken.«
Sigmund Freud, Nachwort zum 'Bruchstück einer Hysterie–Analyse'
(In Wien beim Freud–Museum erworben und mit Vergnügen & Gewinn gelesen)
|