Durstige Herzen müssen sich in den Marschen mit dem landesüblichen Thee, mit Milch und Tropfsteinwasser, das sie mit Rothwein, Cognac, Rum etc. vermischen können, begnügen. Die letztgenannten Spirituosen, sowie die französischen Weine sind in den Marschen wohlfeiler, als im Zollvereinsgebiet, da die von der dänischen Regierung davon erhobene Steuer eine bedeutend niedrigere ist, als die zollvereinsländische. – Die eigentliche Industrie ist unbedeutend in den Marschgegenden; Handel, Schiffahrt und Ackerbau nebst Viehzucht sind die vorherrschenden Berufsarten. Wenn man von Ackerbau und Viehzucht spricht, denken wir in Mittel- und Süddeutschland zugleich an Dörfer, große geschlossene ländliche Ortschaften. Diese findet man in den Marschen nicht. Jeder Bauer oder Hofbesitzer hat sein alleinstehendes Haus, um welches dicht herum seine Grundstücke, Aecker und Wiesen liegen, und ihn dadurch von dem vielleicht eine Viertel- oder halbe Stunde weit entfernt wohnenden Nachbar isoliren. Eine vielleicht halb- oder ganzstündige Entfernung der Grundstücke vom eigentlichen Bauerhofe, wie es in vielen unserer ländlichen Districte vorkommt, ist dort schon wegen der Bodenbeschaffenheit, die ein weites Fahren mit schwerbeladenem Wagen ungemein beschwerlich und mühsam macht, nicht üblich. Das Haus, der Hof selbst ist ein Muster von Reinlichkeit, und wir übertreiben nicht, wenn wir sagen, daß in manchen Bauerhöfen die Stalldiele, zu deren beiden Seiten die Ställe mit den Futterkästen hinlaufen, und die zugleich als Tenne zum Ausdreschen des Getreides dient, so blank und reinlich aussieht, wie in vielen andern Gegenden die Wohnzimmer der Menschen nicht. Das oft wüste, liederliche Durcheinander so vieler Bauerhöfe kennt man dort nicht, es herrscht eine fast holländische Ordnung und Reinlichkeit, die beim ersten Anblick in’s Auge springt. Unter den Landleuten selbst trifft man sehr viele gebildete Männer mit scharfem, praktischem Verstand, die neben ihrem Platt, das sie im gewöhnlichen Verkehr sprechen, auch das schönste und reinste Hochdeutsch reden, besser, als mancher elegante Spaziergänger der Brühl’schen Terrasse, der das „beste Deitsch“ zu reden glaubt, weil er in „dem scheenen Träsden“ das Licht der Welt erblickt hat. Doch von der Sitte, Bildung und dem innern Wesen des Volks wollen wir in unserm dritten und letzten Bericht erzählen.
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