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anoubi, am 5.7. 2009 um 17:47:31 Uhr
Hunde

OST UND WEST

Denker des Westens schrieben über das leider noch allzuoft nur rechtsaußen oder linksaußen arg zerrupfte Thema »Ost und West« sehr viel Bücher und/oder Berichte, machten dazu Filme und/oder Musik. Viel seltener lasen, hörten und sahen wir Bilder, Schriften und Töne aus dem Osten. Daher wählte ich »OST und WEST« als Einleitung zum folgenden Text:

Basho (1644-1694), ein großer japanischer Dichter des siebzehnten Jahrhunderts, schuf einst ein Gedicht aus siebzehn Silben, das in Japan als »Haiku« oder »Hokku« bekannt ist.

"Yoku mireba
Nazuna hana saku
Kakine kana."

In Roumi Larbis handschriftlicher Übersetzung:

»Wenn ich aufmerksam schaue, sehe ich, dass am Küchentisch meiner Leipziger Wohngemeinschaft ein kleiner, zotteliger Strassenköter sitzt

Wahrscheinlich kam Anoubi von der Strasse ins Haus, in die WG und in die Küche, als er sah, dass neben Herrn Wirrollski, seinem Vermieter, ein kleiner süßer Hund sass. Er näherte sich, sah genau hin und erkannte, dass es ein Skinhead war, einer aus jener ostdeutschen Szene, die rechtsaußen und daher (noch?), in der Regel, sehr unwichtig war und ist und, in der Regel, von Anoubi nicht beachtet wurde - wird.

Eine einfache Tatsache, im Gedicht, ohne dass dabei ein besonders poetisches Gefühl ausgedrückt wird, außer, vielleicht, in den beiden letzten Silben, die, japanisch, »kana« lauten. Ein Partikel, das häufig an ein Hauptwort, ein Adjektiv oder ein Adverb angehängt wird, und ein Gefühl der Bewunderung, des Lobes, des Leidens oder der Freude erkennen lässt, und manchmal in der Übersetzung, fast treffend, als Ausrufezeichen erscheint. Im soeben geschriebenen HAIKU endet der ganze Vers mit einem Ausrufezeichen, und drückt, vielleicht, Bewunderung und/oder Lob für den Vermieter und Hausherrn und Freude über den Anblick des Strassenköters aus.

Es ist nicht leicht, dem, mit der japanischen Sprache nicht oder noch nicht vertrauten Ethnologen Einblick in das Gefühl zu vermitteln, das die fünfzehn oder siebzehn Silben mit einem Ausrufezeichen durchdringt. Ich versuche es, so schlecht oder gut ich das kann, zu erklären. Der Dichter wäre, vielleicht, mit meiner Interpretation nicht einverstanden, oder, sogar unzufrieden, aber, das ist egal, vorausgesetzt, wir wissen, dass in Leipzig und anderswo Menschen wohnen, arbeiten und leben, die mit meiner Erklärung etwas anfangen können.

Fortsetzung heute, morgen oder übermorgen, im Text oder Kontext meiner Hunde- und Herrenjahre.

HP

Quellenangabe: »ZEN-BUDDHISMUS UND PSYCHOANALYSE«, von Erich Fromm, Daisetz Teitaro Suzuki und Richard de Martino; suhrkamp taschenbuch. Erste Auflage 1971. Seite 9 und Seite 10



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