ch bin immer noch ganz baff, ich kann es kaum glauben! Ich, der kleine Affe, kleinitiny alias Sarah in Hogwarts! Das ich zaubern kann, weiss ich schon seit langem, denn bei uns im Urwald ist es lebensnotwendig, sich schon früh (mit Hilfe eines alten Zauberers) zum Animagus zu entwickeln. So habe ich schon früh gelernt, mich in Gefahrensituationen in einen kleinen Affen zu verwandeln.
Und jetzt, jetzt bin ich Erstklässlerin in Hogwats, der weit und breit besten Zauberschule!
Schon die Hinfahrt mit dem Hogwarts-Express war abenteuerlich. All die fremden Gesichter, die vielen schüler, die alle mit mir auf die gleiche Schule gehen würden!
Dann die vielen Eulen, die Katzen, Kröten und Ratten, alles miteinander bildete ein Gewusel wie auf einem riesigen Ameisenhaufen und ich konnte gar nicht alles in mich aufnehmen.
Zum Glück hatte ich meine Freundin jenjen dabei, die ich schon ewig kenne, wenn sie auch nicht im Urwald lebt, aber wir haben uns sehr oft besucht. Und jetzt würden wir zusammen auf die gleiche Schule gehen. Darauf hatten wir uns beide schon den ganzen Sommer über gefreut.
Gleich auf der Fahrt lernten wir ein paar sehr nette Mitschüler kennen, die allerdings schon länger in Hogwarts waren: Louisa aus Slytherin und Angel aus Gryffindor. Gemeinsam nahmen wir ein Abteil in Beschlag und nach ein paar Minuten lachten und alberten wir, als würden wir uns schon ewig kennen. Gegen Abend waren wir so richtig aufgedreht und zogen uns unsere neuen Hogwartsumhänge an, und sprangen als erste aus dem Zug, der endlich - und doch schien die Zeit wie im Fluge vergangen zu sein - in Hogwarts angekommen war.
Neugierig schauten wir uns um, doch leider konnten wir nicht viel erkennen in der Dunkelheit, die nur spärlich von einigen Fackeln erhellt wurde. An den weg den Hügel hoch und die Fahrt mit den Booten über den See kann ich mich kaum noch erinnern, zu gross war inzwischen die Aufregung geworden. Ich weiss nur noch, dass ich vor Ehrfurcht erstarrte, als ich das imposante Schloss zum ersten Mal sah. Und dennoch wirkte es einladend; irgendwie freundlich, wie es da auf dem Hügel lag.
So richtig blass wurden wir »Neuen« allerdings erst, als wir die grosse Halle erreichten; aller Schüler Blicke auf uns gerichtet - die ganze Halle mucksmäuschenstill.
Auch vom Lied des Hutes bekam ich wenig mit, zu sehr war ich mit umschauen in der festlich geschmückten Halle beschäftigt. Plötzlich hörte ich von rechts leises Getuschel und neugierig blickte ich auf den stuhl in der Mitte unserer Reihe, auf dem soeben der Erste Schüler des neuen Jahrganges platz nahm.
Er setzte den sprechenden Hut auf - und jeder der Erstklässler wartete voller Spannung... Was würde der Hut von uns verlangen? Welche Aufgabe würde er uns stellen, welche Prüfung von uns verlangen? Sekundenlange Stille herrschte - bis plötzlich eine stimme lauthals verkündete: »Slytherin«. Verdutzt schauten meine Freundin und ich uns an, während unser Mitschüler mit Gejohle und Geschrei am Tisch der Slytherins empfangen wurde.
So ging es weiter, einer nach dem anderen; der Hut schien die Namen der Häuser wahllos und geradewegs ohne Konzept auszurufen. Und schon war meine Freundin an der Reihe, blitzschnell hatte sich der Hut entschieden und rief:» Gryffindor«. Erleichtert nahm sie den Hut vom Kopf und ging grinsend an mir vorbei zu ihrem Tisch, um sich von ihren neuen Hausmitgliedern begrüssen zu lassen.
Nach ein paar weiteren Mitschülern war die Reihe an mir. Zitternd ging ich zum Stuhl und nahm den Hut, im Kopf nur einen Gedanken: Bitte nach Gryffindor! und immer stärker strömte die Aufregung und die Angst durch meinen Körper. Und kaum hatte ich den Hut aufgesetzt passierte es: instinktiv, ohne Nachzudenken, wie es mich im Urwald schon so oft gerettet hatte, verwandelte ich mich in kleinitiny, den Affen.
Das »Ravenclaw« des Hutes ging in dem aufkeimenden Tumult - eine Mischung aus panischen Schreien einerseits und grossem Gelächter andererseits - unter. Schnell legte ich den Hut ab und flitzte hinaus auf den Gang, wo ich mich langsam beruhigte und zurückverwandelte. Ich machte mir Vorwürfe und Gedanken, ob ich vielleicht gleich wieder heimgeschickt würde. was für eine Schande wäre das!
Keine sekunde später kam meine Freundin jenjen angestürmt, gefolgt von einem der Lehrer, der sehr steng dreinblickte, und doch ein kleines lächeln nicht ganz unterdrücken konnte (erst später erfuhr ich, dass es sich um den neuen Hauslehrer der Slytherins handelte). »Ist doch nicht so schlimm, es ist ja nichts passiert,« munterte er mich auf, »wir hatten schon mit so etwas ähnlichem gerechnet.« Nach diesen Worten drehte er sich zur Tür um und schien jemanden zu rufen.
Meine Freundin hatte mich unterdessen tröstend in den arm genommen, musste aber weiterhin so grinsen, dass auch ich bald zu lachen anfing.
Aus der Halle kam ein Mädchen, mit einem glänzenden silbernen Abzeichen auf dem Umhang. »Das ist Schnatti, die Vertrauensschülerin von Ravenclaw. Sie wird dich in deinen Turm bringen. Ich denke, es ist besser, du gehst dich erst mal erholen und die Masse da drin sich abkühlen.«
Auch meine Freundin verabschiedete sich mit einem:»Schlaf gut, bis morgen früh!« von mir.
Den ganzen Weg zum Turm mussten Schnatti und ich lachen; es muss wohl zu komisch ausgesehen haben, wie da plötzlich ganz unvermutet ein kleiner Affe sass, mit dem Hut auf beiden Schultern.
Erschöpft fiel ich in mein Bett und hatte ganz vergessen, dass mein sehnlichster Wunsch an diesem Abend nicht erfüllt worden war. Dennoch war ich glücklich und nach einem letzten Lachen schlief ich schnell ein und träumte von meinem zukünftigen leben auf dieser verrückten, aber schönen Schule.
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