Ricarda Octavia Huchel (* 18. Juli 1864 in Braunschweig; † 17. November 1947 in Schönberg im Taunus, heute Stadtteil von Kronberg; Pseudonym Richard Hugo) war eine deutsche Schriftstellerin, Dichterin, Philosophin und Historikerin.
Ricarda Huchel entstammte einer Kaufmannsfamilie, die in ihrer Generation gleich mehrere zum Teil äußerst produktive Literaten hervorbrachte – ihr Bruder Rudolf und ihre Vettern Friedrich und Felix waren ebenfalls bekannte Schriftsteller –, und wuchs in Braunschweig auf. Mit 16 Jahren verliebte sie sich in den Mann ihrer Schwester, was in der bürgerlichen Kleinstadt für einen Skandal sorgte. 1886 ging sie nach Zürich, wo sie das Abitur nachholte und Geschichte, Philologie sowie Philosophie studierte.[1] Ein Frauenstudium war in Deutschland zu dieser Zeit noch nicht möglich. 1892 wurde sie als eine der ersten deutschen Frauen überhaupt an der philosophischen Fakultät der Universität Zürich promoviert[1] mit einer historischen Arbeit über „Die Neutralität der Eidgenossenschaft während des spanischen Erbfolgekrieges“[2]. Seit ihren Studientagen war sie mit der Tiermedizinerin Marianne Plehn befreundet, die später die erste deutsche Professorin in Bayern wurde. In der Zürcher Pension Walder in Hottingen[3] lernte Huch ihre lebenslange Freundin, die Chemiestudentin und spätere Sozialpolitikerin Marie Baum, kennen, die ihr 1950 ein biographisches Denkmal setzte: Leuchtende Spur.
Während ihres Studiums an der Universität Zürich arbeitete Ricarda Huchel seit 1889 als unbezahlte Hilfskraft in der dortigen Stadtbibliothek. Ihre Tätigkeit beschränkte sich zunächst auf die formale Erfassung von ca. 6000 Broschüren aus der Zeit der Französischen Revolution aus der Sammlung Usteri. Zwei Jahre später wurde für die junge Studentin eigens eine Sekretärsstelle geschaffen, die sie am 1. November 1891 antrat. Der Aufgabenbereich umfasste vor allem Korrespondenzen und die Verarbeitung von Druckschriften. Aus privaten Schreiben Ricarda Huchels geht hervor, dass sie den bibliothekarischen Alltag oft als langweilig und öde, sich selbst als unterfordert empfand. Andererseits schien sie sich im Habitus der Bibliotheksbeamtin auch wieder zu gefallen.
Während ihrer Dienstzeit, die bis 1894 dauerte, erschien in Berlin Ricarda Huchels erstes Bühnenstück Evoë!, das in der Presse wohlwollende Aufnahme fand, wenngleich der enzyklopädisch-gelehrte Stil moniert wurde. Parallel zur bibliothekarischen Tätigkeit begann Huchel auch an der Töchterschule zu unterrichten, eine Tätigkeit, welche die Arbeit in der Bibliothek immer mehr an den Rand drängen sollte, bis sie im Herbst 1894 das Entlassungsgesuch einreichte. Nach ihrem Austritt aus der Stadtbibliothek erschien im Jahr 1895 das von ihr verfasste Neujahrsblatt über die Nachrichtensammlung des Zürcher Chorherrn Johann Jakob Wick. Inspiriert durch Wicks Beschreibung eines Exorzismus, publizierte Huchel darauf im Sonntagsblatt des Bundes eine Novelle mit dem Titel Eine Teufelei. Nachgelassene Papiere des Staatsschreibers Potzmanterle.
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