Manchmal im Frühsommer, wenn der Löwenzahn schon verblüht ist, der Hahnenfuss aber gerade anfängt die Wiesen ein zweites Mal dottergelb zu tupfen, fange ich an, Mass zu nehmen. Mit einer dünnen Weidengerte messe ich den Kopfumfang und markiere mit einer leichten Kerbe. Die Breite der Hutkrempe richte ich mir ein, in dem ich die Gerte vor mich hin halte und nach Gutdünken einstelle. Das gibt dann die zweite Kerbe. Und eine dritte Kerbe zeigt die Höhe die der Hut haben soll, das ändert sich von Jahr zu Jahr. Mit dieser Gerte und einem kleinen Bündel weiterer, gehe ich dann in den Fichtenwald, der gleich hinter unserem Haus beginnt und in dem oftmals die Holzfäller arbeiten, wenn auch zuweilen kilometerweit im Wald.
Aber ich höre ja ihre Axtschläge, das Fallen der Stämme und zuweilen das Wiehern ihrer Rosse. Von ihnen erbete ich mir dann eine Baumscheibe mit den Massen aus der Weidengerte. Das tun sie gerne, denn mit den mitgebrachten Gerten nehme ich auch bei den Holzknechten Mass.
Und Ende September, wenn die Herbststürme über die kahlgemähten Felder fegen und die Arbeit im Wald bis Januar ruht, sitze ich mit den Holzfällern im Tannenwirt bei einer Halben Bier, und jeder trägt einen handgeschnitzten Holzhut, der eine flott auf der Seite, der andere nach hinten aus der erhitzten Stirn geschoben oder noch anders, weit nach vorn um die Augen zu beschatten und das Gesicht zu verstecken wenn der Gendarm die Stube betritt.
So vergeht die Zeit bis zum Winterholzeinschlag.
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