»Aber wenn man von der damaligen Kultur Hollands spricht, so denkt jedermann zuerst an die Malerei. Sie wurzelt in dem gesunden Tatsachensinn und vorurteilslosen Weitblick, den der weltumspannende Imperialismus dem ganzen Volke verlieh; aber andrerseits darf man sich nicht vorstellen, daß sie durch ein organisiertes und kunstbewußtes Mäcenatentum wesentlich gefördert wurde. Die Prosa und Trockenheit, Phantasiearmut und Herzensenge, die jedes Kaufmannsregime kennzeichnet, war auch die Signatur Hollands, und das Milieu, in dem diese Kunst aufgewachsen ist, hat ihr jenen Charakter von grandioser Alltäglichkeit aufgedrückt, der sie in den meisten ihrer Vertreter zu einem Phänomen zweiten Ranges macht; wo sie sich zu überlebensgroßen, wahrhaft genialen Schöpfungen erhebt, hat sie es in bitterem Kampf gegen ihr Milieu getan.«
Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit 442
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