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tim schrieb am 5.8. 2013 um 15:23:05 Uhr über

Hodentritt

Es sei aber hier noch eine Überlegung angeführt, die man vielleicht als Weiterführung des bisherigen Gedankenganges betrachten darf. Solche Aufwölbungen der Erdoberfläche über ihre Gleichgewichtslage hinaus brauchen natürlich nicht nur auf den Äquator beschränkt zu sein, sondern können an jeder Stelle der Erde auftreten. Es war früher bei Besprechung der Transgressionen und ihres Zusammenhangs mit den Polwanderungen (in Kap. 8) gezeigt worden, daß wir vor dem wandernden Pol eine zu hohe, hinter ihm eine zu tiefe Lage der Erdoberfläche zu erwarten haben, und daß die geologischen Tatsachen das Vorhandensein dieser Abweichungen zu bestätigen scheinen. Auch hier handelt es sich um ähnliche Beträge, wie sie Helmert für den Überschuß der großen über die kleine Äquatorialachse gefunden hat, oder vielleicht um den doppelten Betrag. Bei schnelleren Polwanderungen scheint jedenfalls die Erdoberfläche vor dem Pol einige hundert Meter über, hinter ihm einige hundert Meter unter ihrer Gleichgewichtslage zu liegen. Das größte Gefalle (Größenordnung 1 km pro Erdquadrant) würde im Meridian der Polverschiebung an dessen Schnittpunkt mit dem Äquator herrschen, ein fast ebenso großes auch an den beiden Polen. Hierdurch werden Kräfte frei, welche die Massen von den zu hohen nach den zu tiefen Gebieten hinziehen, und diese Kräfte sind ein Vielfaches der normalen Polfluchtkraft, die bei Kontinentalschollen ja nur einem Gefalle von 10 bis 20 m pro Erdquadrant entspricht. Diese Kräfte greifen nicht, wie die Polfluchtkraft, nur an den Kontinentalschollen, sondern auch an dem darunterliegenden Sima an, welches flüssiger ist und vielleicht den Ausgleich unter der starreren Kruste hinweg vollzieht. Allein solange das Gefalle bestehtund die Trans- und Regressionen scheinen von seiner Existenz Zeugnis abzulegen —, muß auch auf die Kontinentalschollen diese Kraft wirken, und sie muß daher auch Verschiebungen und Faltungen derselben bewirken können, wenn auch diese Bewegungen möglicherweise geringer sind als die entsprechenden Bewegungen des flüssigeren Materials unter ihnen. Ich möchte glauben, daß wir in dieser Deformation der Erdfigur durch Polwanderungen eine Kraftquelle haben, die völlig ausreicht, um die Faltungsarbeit zu leisten.


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