Vor der Spielbank in Wiesbaden stand an einem warmen Tag ein schwarzer Wagen geparkt, die Scheiben waren etwa ein Daumenbreit heruntergekurbelt und hinter einer davon stand ein kleiner weißer Terrier, der das bißchen einströmende Luft wie ein Verdurstender aufschlürfte und sich auch nicht zu einer terriertypischen Kläffattacke hinreißen ließ, als ich mit meinen Hunden vorbeikam und sorgenvoll stehenblieb, sondern nach kurzem und wie ich mir einbildete flehendlichem Herüberblicken wieder an sein Luftloch zurückkehrte. Ich überlegte eine Weile, was ich tun sollte - wäre ich fanatischer Tierschützer gewesen, es wäre eine Selbstverständlichkeit gewesen, eine der Scheiben zu zertrümmern und das Tier zu befreien, aller möglicher Konsequenzen uneingedenk. Polizei oder Feuerwehr zu benachrichtigen, wäre eine zweite Möglichkeit gewesen, womit ich mich vielleicht nicht völlig unehrenhaft in die Gruppe der Kätzchenretteromas eingereiht hätte. Oder wenigstens in die Spielbank gehen und einem Angestellten Bescheid sagen, daß er den Halter über eine Durchsage benachrichtigt? Ich habe nichts von all dem getan, mich mit dem Gedanken daran getröstet, daß es längst noch nicht hochsommerlich heiß war, zumindest außerhalb des Autos nicht, und habe, als ich nach rund einer Stunde erneut an diesem Parkplatz vorbeikam, peinlichst vermieden an diesem Auto vorbeizugehen. Oder hatte ich es einfach vergessen? Vielleicht war das alles ein Fehler gewesen, denn das relativ häufige Denken an diesen Vorfall seither belastet mich ungleich stärker, als es eine vielleicht überbesorgt wirkende Hilfsaktion je getan hätte.
|