Einfacher zu gebrauchen sind Tiere, deren Verhalten sich ändert, die medizinisch manipuliert werden oder die durch Umwelteinflüsse bzw. -verschmutzung mutiert sind. Wohl der Klassiker des Tierhorrors ist Daphne DU MAURIERs THE BIRDS aus dem Jahr 1952. Alfred HITCHCOCK bearbeitete und verfilmte diesen Stoff 1963. Aus scheinbar ungeklärter Ursache verhalten verschiedene Vögel in der kleinen Küstenstadt Bodega Bay sich seltsam (verweigern Nahrungsaufnahme, sammeln sich zu ungewöhnlich großen Scharen, greifen Menschen und Gebäude an, töten). Der unzähligen Schar aggressiver natürlicher Vögel steht nur ein friedliches Paar im Käfig eingesperrter Zuchtvögel gegenüber. Eine der möglichen Deutung liegt in der rächenden Solidarität der Wildvögel mit dieser neuen Demütigung ihrer Artgenossen (die Käfigvögel werden von einer besuchenden Städterin als Geschenk für ein kleines Mädchen mitgebracht). Eine mehr psychologische Sichtweise erkennt in den Vögeln die besitzergreifende und bis zur Gewaltbereitschaft gehende Mütterlichkeit Mrs. Brenners, die Angst hat, ihren Sohn an die Städterin zu verlieren. Im einen wie im anderen Fall zeigt der Film, dass selbst herkömmlichste Tierarten, in großen Massen auftretend oder mit untypischem Verhalten, zu einer realen Bedrohung für Menschen werden, egal ob sie dies absichtlich oder aus instinktiven Gründen tun (vgl. Flugzeugbedrohung durch Großvögel bzw. Vogelschwärme). Auch im militärischen Einsatz waren Tiere nicht nur als Lastträger (Esel, Pferde) oder Helfer bei Bewachung und Aufklärung (Hunde, Delphine)) sondern auch im Rahmen der psychologischen Kriegsführung (Elefanten, Raubkatzen) bewährte Kombattanten. Neuere Formen gehen vor allem in den Bereich der Aufklärung, mit implantierten Sensoren bzw. umgeschnallten Kameras, da Tiere im natürlichen Umfeld kaum Verdacht erregen. Auch der Einsatz von Tieren zur Übertragung von Krankheiten auf Pflanzen, andere Tiere und Menschen ist lange schon denk- und machbar: ”A series of at least three tests, code-named »Bellwether«, to study the biting behavior of mosquitos, was carried out beginning in the late 1950s. During »Bellwether 1«, for example, in September-October 1959, uninfected, female Aedes aegypti mosquitos were released in field trails, and the number of bites on laboratory animals and humans were tallied. DU MAURIER meinte, dass für sie die Vögel vor allem eine Aufarbeitung der deutschen Luftangriffe auf England im 2. Weltkrieg gewesen wären. Die Zeit der Abfassung und der Verfilmung würde dann noch mehr Bezug nehmen auf die neue militärische Bedrohung durch Raketenwaffen, die, wie hier die Vögel, scheinbar aus dem Nichts heraus angreifen und als Bedrohung von oben unerkannt bis zum Angriff und dann mit unaufhaltsamer Wucht im Sturzflug Leid und Tod auf die Menschen bringen. Nicht nur im Rahmen der US-amerikanischen und sowjetischen Raketenprogramme, sondern auch durch die Stationierung solcher Waffen in verbündeten Staaten erhöhte sich vor allem zur Zeit der Verfilmung das Gefahrenpotenzial beträchtlich: Ende 1961 erging die dringende Weisung, die Satellitenländer mit Raketenwaffen auszurüsten. Dies geschah auf Grund einer besonderen Entschließung des Zentralkomitees der KPDSU. Marschall Warenzow bemerkte dazu: »Es heißt, wir müssen unseren slawischen Brüdern Raketen geben. Also liefern wir ihnen Raketen. Später wundern wir uns dann, wenn wir ein Messer im Rücken haben.«‛Aus dieser Ausstattung stieg allerdings nicht nur das Risiko, mit eigenen Waffen angegriffen zu werden, sondern zugleich auch die Gefahr, durch technisches oder menschliches Versagen massive Katastrophen, eventuell sogar Kriege zu entfesseln (vgl.Türkei- bzw. Kubakrise) oder die fast zeitglich entstandenen Spielfilme FAIL SAVE (Roman von BURDICK und WHEELER, 1964 unter LUMET, dt. ANGRIFFSZIEL MOSKAU; 2000 unter FREARS, dt. FAIL SAFE, BEFEHL OHNE AUSWEG) und DR. STRANGELOVE OR:
HOW I LEARNED TO STOP WORRYING AND LOVE THE BOMB (Roman BRYANT, 1964 unter KUBRICK,
dt. DR.SELTSAM ODER: WIE ICH LERNTE, DIE BOMBE ZU LIEBEN).
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