Die amerikanische Redewendung 'pie in the sky', die für unerreichbare Freuden steht, stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals gab es in den USA die anarchosyndikalistisch ausgerichtete Arbeitergewerkschaft Industrial Workers of the World, die auch die Wobblies genannt wurden. Eines ihrer Mitglieder war der 1915 hingerichtete Joe Hill, der für die Bewegung eine Reihe von Liedern schrieb. Eines davon war eine Parodie auf eine Hymne der Heilsarmee mit dem Titel 'Sweet bye and bye'. Hill verachtete den Standpunkt der Heilsarmee und zahlreicher christlicher Gruppierungen, wonach der Mensch nur durch Leid oder Tugendhaftigkeit im irdischen Leben nach dem Tod zu himmlischen Freuden gelangen kann und schrieb ein Lied mit folgenden Zeilen:
"Long-haired preachers come out every night,
Try to tell you what's wrong and what's right;
But when asked how 'bout something to eat
They will answer with voices so sweet:
CHORUS:
You will eat, bye and bye,
In that glorious land above the sky;
Work and pray, live on hay,
You'll get pie in the sky when you die."
Hill und die linksradikale Gewerkschaftsbewegung in den USA sind längst unter der Erde, doch der Ausdruck pie in the sky ist Bestandteil der amerikanischen Idiomatik geworden.
Heinrich Heine drückte es im Wintermärchen als Reaktion auf das 'alte Entsagungslied' so aus:
"Es wächst hinieden Brot genug,
Für alle Menschenkinder.
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen.
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,
So kommen wir Euch besuchen
Dort oben, und wir, wir essen mit Euch
Die seligsten Torten und Kuchen."
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