»Du hast doch deine Arbeit, die dich glücklich macht«, begründete er regelmäßig seine irrwitzigen Extremtouren mit freunden, bei denen scheinbar vorab wetten fällig wurden, wer diesmal überlebt. Zu überleben fand er jedesmal so berauschend, dass er sich baldmöglichst auf den nächsten Schwachsinn einließ. Als ich gestern einen traurigen kleinen Jungen in die Spielothek gehen sah, erinnerte mich das an diese Gespräche, in denen er mit mir wie mit einem Groupier ins Gericht ging. Vielleicht hätte ich Pilot werden müssen, um ihm vom Zusammenhalt zu überzeugen, den er so nie wahrnahm. Es war fast so, als ob ihn Enttäuschung befreite. Der Briefkasten war übrigens leer, als der Junge hineinschaute, was auch immer er erwartete. Der Gehaltsstreifen wird es wohl kaum gewesen sein. Dazu sah der Kasten zu naturbelassen aus. Das Knarren der Holztreppe hatte ich so das letzte Mal bei Robotron wahrgenommen, als SRH von mir verlangte, nicht länger als sieben Tage für Christine Pohl zu arbeiten, um mich vom Team eindeutiger abgrenzen zu lernen und keinen Fehler zu festigen. Es war als ob mir der Grafikprof das zweite Mal vorwirft, dass Medizin keine akzeptable Alternative zu seinem Lebensweg sei. Aber vor der Wende war der Lebensunterhalt auch nur selten ausschlaggebend für die Berufswahl. Ich hatte damals nur die vielen enttäuschten Maler resp. ihre Produkte vor Augen und mir eingebildet Gesunden zu begleiten macht glücklich statt nur verstummen zu lassen.
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