2004 scheint ein gutes Jahr für Speisepilze zu werden. Schon jetzt, wenn eines dieser zum Teil imposanten Sommergewitter abgezogen ist, ist der Garten am nächsten Morgen vollgeschmissen mit Schwefelköpfen und einer undefinierbaren fragilen Zwergart, von der ich mir immer einrede, es müsse sich dabei um den kahlen Krempling handeln, bisherige Selbstversuche konnten das jedoch leider nicht bestätigen. Pfifferlinge aus Polen sind auch billiger als in den Jahren zuvor, da lobe ich mir EU und Islandtiefs. Ob es mir die Fliegenpilze unter den Koniferen danken werden, daß ich sie letztes Jahr nicht gepflückt habe? Zwei Portionen sollten es schon werden, so eine Himmelsreise kann alleine schnell langweilig werden. Ehrlich gesagt, bis auf Fliegen– und Steinpilze, Pfifferling und Hallimasch erkenne ich da ohne Buch nichts. Champignons sind man eh tabu, zu groß die Ähnlichkeit mit dem weißen Knollenblätterpilz. Diese ganze Taxologie erscheint mir als naturfernem Menschen ohnehin so amorph wie ein verrottender Schleimbovist. Was in einem alten Pilzbuch der 50er Jahre noch mit 'ungenießbar' bezeichnet wird, ist im neuen Kosmos–Bestimmungshandbuch als eßbar+ gekennzeichnet, was heißen soll: Kann man essen, gibt aber besseres. Vielleicht hat sich durch die Einführung von Sushi, Miso und diesen ganzen bizarren Tropenfrüchten das mitteleuropäische Gaumenspektrum erweitert. Na, jedenfalls bleibe ich bei gekaufter Ware, falls ich daran sterben sollte, kann ich wenigstens den Händler verklagen.
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