Grashüpfer, Grillen und Heupferde fand ich schon als kleines Kind spannend. Besonders die großen, grünen hatten es mir angetan. Ich hielt sie in Gurkengläsern, die ich mit Rasenstücken ausgelegt hatte. Schnell lernte ich die stummen Weibchen von den zirpenden Männchen zu unterscheiden, und wenn ich sie nicht nach kurzer Zeit wieder raus setzte, hielten die Tiere durchaus ein paar Wochen in meiner Gefangenschaft aus. Im Laufe der Zeit verfeinerte ich aber meine Methoden, und so wurde das Halten von Heupferden sozusagen zu meiner persönlichen Tradition, die ich noch heute alljährlich ausübe. Freilich setzt dies ein wenig Wissen und Erfahrung voraus. In meiner Wohngegend gibt es leider nur zwei Arten von Heupferden, das Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) und das Zwitscher-Heupferd (Tettigonia cantans). In der Natur sind erwachsene Tiere beider Arten vor allem zwischen Juni und September zu finden, was ihrer natürlichen Lebensdauer entspricht. Da die Tiere in menschlicher Haltung offensichtlich deutlich langsamer altern als im Freiland, sollte man sie möglichst kurz nach der Imaginalhäutung einfangen, also im Juni oder spätestens Anfang Juli. Auf sonnigen Ruderalflächen sind sie fast immer anzutreffen und mit etwas Geschick leicht einzufangen. Für den Transport reichen kleine Behälter, doch für die dauerhafte Unterbringung der Tiere eignen sich Einmachgläser sehr gut, welche zur Belüftung mit Gaze oder einem Damenstrumpf bespannt werden sollten. Die gegebenenfalls recht räuberischen Tiere sind unbedingt einzeln und vor allem auch trocken zu halten. Allerdings benötigen die Weibchen zur Ablage ihrer Eier unbedingt leicht feuchtes Erdreich, weswegen ich mich bei der Haltung von Heupferden ausschließlich auf männliche Tiere beschränke. Diese benötigen als Untergrund lediglich einige Lagen Zellstoff sowie einen trockenen Zweig als Klettermöglichkeit. Die Ernährung dieser Gemischtköstler, welche die lebensnotwendige Feuchtigkeit ihrer Nahrung entnehmen, gestaltet sich denkbar einfach. Täglich ein kleines Stückchen Obst, ein frisches Maiskorn, ein Stück Salatblatt oder auch immer mal ein Mehlwurm oder ein anderes Insekt, mehr benötigen die Tiere kaum. Auf diese Weise halten sie deutlich länger aus als ihre Artgenossen im Freiland und können uns mit etwas Glück bis weit in den Dezember oder gar in den Januar mit ihrem Gesang erfreuen. Ein Einzelexemplar von Tettigonia viridissima überdauerte bei mir sogar einmal bis Ende März. Ob dies andernorts schon einmal übertroffen worden ist, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Anders als hierzulande hat man jedoch in China Erfahrung in der Haltung naher Verwandter unserer heimischen Heupferde. So hat z.B. die Art Gampsocleis gratiosa dort eine lange Tradition und soll recht gut in menschlicher Obhut aushalten. Ein Exemplar dieser Art kam übrigens im Film „Der letzte Kaiser“ als die „Grille des Kaisers“ zu Weltruhm. Es ist allerdings ganz und gar ausgeschlossen, dass sie tatsächlich so viele Jahre in ihrem kleinen Behältnis überdauert hat, wie uns der Film Glauben machen möchte.
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