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Peter K. schrieb am 31.10. 2004 um 00:53:07 Uhr über

Heimtier

Wir haben ein Heimtier, eine zehnjährige Hündin. Sie ist ein Schäferhund-Mix, sehr groß, gelber Farbe, ohne das Schäferhund-Schrägheck, also mit gesundem Knochenbau, bildschön und topfit. Sie heißt Truena, und kam mit 5 Jahren aus einer Auffangstation in Spanien nach Deutschland, war 2 Jahre bei einer alten Dame, die dann hinfällig wurde, und landete wieder im deutschen Tierheim. Dort blieb sie ein ganzes Jahr - »Althunde« sind schwer vermittelbar. Kurz vor ihrem neunten Geburtstag holten wir sie. Sie ist jeden Tag mit mir zusammen, fast ununterbrochen, und treu wie Gold, ja rührend anhänglich und ängstlich, sie würde mich wieder verlieren - mich, ihren wahrscheinlich ersten Menschen. Und ein Hund braucht einen Menschen, um Hund zu sein. Wir laufen morgens im Park zusammen, wir sind zusammen im Büro, bei Terminen liegt sie im Kofferraum unseres Kombi. Wenn es sein muß, zehn Stunden bei zehn Grad minus. Ich kommandiere ihr, und sie gehorcht mir, und freut sich darüber. Sie weiß jetzt, das sie für etwas gut ist, daß sie »ihrem Menschen« etwas geben kann, wenn sie schon kein Leben mehr geben kann. Truena ist kastriert. Aber sie schmust und herzt wahnsinnig gerne, und würde so gerne bei mir im Bett schlafen, vor Kuschelbedürfnis. Meine Frau mag das nicht so. Ich pfeife jetzt, und höre ihre Tatzen auf den Dielen. Jetzt ist sie da, meine Große, schmiegt sich an mich, legt sich hinter meinem Stuhl hin, und grunzt zufrieden. Sie ist im letzten Drittel ihres Tierlebens ein glückliches Tier geworden. Endlich Hund. Und freut sich darüber, wie eine Schneekönigin. Balgt mir mir, fast wie ein junger Hund. Alles kriecht aus ihr heraus, was solange verschüttet war. Truena ist mein erster Hund. Sie wird, sagt der Tierarzt, gut 15, 16 Jahre alt oder noch älter. Dann wird sie sterben. Sie wird es noch erleben, wie ein junger Hund zu uns kommt, mein zweiter Hund, den ich aufwachsen sehen will. Er wird von der großen alten Dame lernen, und sie wird ein klein wenig Mutter sein können, das erste Mal in ihrem Leben, so wie sie ausschaut. Und ein klein wenig von ihrem Glück kommt auch bei mir an.


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