Die Hazara (etwa 20 % der afghanischen Bevölkerung) bewohnen das zentrale Hochland Afghanistans mit der Provinz Bamiyan als Zentrum; die Region trägt nach ihnen den Namen Hazarajat. Ihr Siedlungsgebiet reicht als einziges der vier größten Volksgruppen des Landes nicht über die Grenzen Afghanistans hinaus.
Der Name »Hazara« leitet sich vom persischen Zahlwort hazar, »tausend« ab und deutet auf ihren Ursprung als Truppenteil (Tausendschaften) der mongolischen Invasionsheere unter Timur Lenk im 14. Jahrhundert hin. Die Hazara haben bis heute ein ausgesprochen mongolides Aussehen bewahrt, ihr Dialekt des Persischen (Hazaragi) ist mit mongolischen Wörtern durchsetzt.
Das Hochland von Hazarajat, im Mittel knapp 3 000 m hoch gelegen, ist eine der unwirtlichsten Regionen Afghanistans, die Hälfte des Jahres unter oft meterhohen Schneemassen begraben, mit winterlichen Extremtemperaturen nahe -60°C. Folglich konnte die karge Landwirtschaft alleine die Bevölkerung dort nie ernähren, so dass die Hazara seit jeher während der kalten Jahreszeit in die angrenzenden tiefer gelegenen Regionen ziehen, um sich als Saisonarbeiter zu verdingen.
Die Hazara gehören wegen ihrer mongolischen Herkunft und insbesondere ihrer schiitischen Konfession zu den unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen in Afghanistan, was sich z. B. daran zeigt, dass sie in den Städten hauptsächlich mit niederen Arbeiten, etwa als Lastenträger, beschäftigt sind. Unter dem sunnitisch-paschtunisch dominierten Taliban-Regime hatten sie besonders zu leiden, es kam wiederholt zu Massakern, denen Tausende Hazara zum Opfer fielen, auch wurden bei der Eroberung der Zentralprovinzen durch die Taliban zahlreiche Hazara-Frauen verschleppt und mit Talibankämpfern zwangsverheiratet.
Ausführlich über die jüngere und jüngste Geschichte der Hazara informiert »The Hazara People of Afghanistan - A Century of Persecution« von Hussain Razaiat und Tony Pearson.
|