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Ugullugu schrieb am 22.10. 2002 um 19:29:08 Uhr über

Hausmeister

Hausmeister sind immer was Besonderes. Das sind immer sehr patente Leute um die Vierzig in rumpeligen Hausmeisterklamotten, die ständig einen gelben Zollstock mit sich herumtragen, falls jemand ernsthaft daran zweifeln sollte, daß sie der Hausmeister sind. Mit diesem Zollstock können sie außerdem blitzschnell irgendwas vermessen, wenn ein Zuschauer naht. Wenn ein Problem im Haus vorliegt, beweisen manche von ihnen einen geradezu faustischen Erkenntnis - und Tatendrang.

Auf einem Zivildienstlehrgang nahe der niederländischen Grenze fing einmal eine Gruppe gelangweilter Zivis an, nachmittags draußen Fußball zu spielen. Eine genauso große Gruppe war längst nach Holland gefahren, aber mich hatte die instinktive Reaktion der meisten Deutschen auf Fußballspiele in ihren Klauen, ich schaute zu und trank Bier. Die Quartiere für die Zivis waren in einem ehemaligen Sozialwohnungsbau mitten in der Pampa, der auch eine stilechte Sattelitenschüssel besaß. Diese Sattelitenschüssel wurde nun von einem bummeligen Frustschuß mit dem Ball getroffen. Sofort ging das Fenster neben der jetzt kaputten Sattelitenschüssel auf und es beschwerten sich welche, die schon tags zuvor in Holland gewesen waren und es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatten. Der Empfang war weg.
Aber es gibt ja hier einen Hausmeister! Überraschend schnell wurden der Hausmeister und sein Zollstock irgendwo aufgegriffen und darüber in Kenntnis gesetzt, daß »plötzlich das Bild weg war«, wollte ja keiner zugeben, den Fußball gegen die Schüssel geballert zu haben. Der Hausmeister, stolz, eine sinnvolle Aufgabe zu haben, marschierte forsch ins Haus und wollte wohl den Fernseher vermessen, konnte aber noch mit fadenscheinigen Argumenten aufgehalten werden, daß »der Empfang schon den ganzen Nachmittag komisch« gewesen sei.
Jetzt war dem Hausmeister sonnenklar, wo das Problem lag. In der Nähe der Schüssel stand nämlich eine sehr großer Nadelbaum, der seit gestern abend so enorm gewachsen sein mußte, daß er nun den Empfang der Sattelitenschüssel beeinträchtigte. Eine Art Hilfshausmeister erschien, der irgendwie gefährlich aussah und keinen Zollstock, dafür aber eine Leiter dabei hatte, und das Duo machte sich daran, die Tanne oder was auch immer um einige Äste zu erleichtern. Wir sahen hilflos dabei zu, wie der Nadelbaum Opfer unserer Feigheit wurde.
Inzwischen hatte jemand heimlich an der Schüssel herumgedreht und den durch den Fußball verursachten Schaden behoben, und wenn ich mich recht entsinne, haben wir das dem tatkräftigen Hausmeister auch gesagt (»Joah, schön' Dank, der Empfang ist wieder da!«).
Erstaunlicherweise hielt ihn das nicht davon ab, am nächsten morgen mit der Kettensäge anzurücken und den ganzen Baum zu fällen.


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