Ein verantwortungsvoller Beruf, wie viele andere auch. Hassprediger wird man ja nicht, indem man zum Gewerbeaufsichtsamt geht, 30 Euro hinlegt und dann darf man Hass predigen. Man muß zum einen predigen können, aber, und das wird von vielen unterschätzt, man muß auch richtig gut hassen können. Ein Fußtritt in der großen Pause oder nächtliches Furzen des Ehepartners reichen da nicht aus. Es müssen schon tausend Fußtritte oder Schwaden empfangenen Darmgases sein und selbst dann wird einem Hass, der sich aus solch kleinkarierten Gründen speist, immer ein gewisser Hautgout anhaften. Nein, richtig guter Hass, der in gepredigter Form die Massen befeuert, benötigt Schwungkräfte, die sich unverbraucht über die Alltagshändel retten lassen, einen allgemeingültigen Minuspol und einen ebensolchen Pluspol. Für den Minuspol empfiehlt sich einfacherweise alles, was der zu adressierenden Anhängerschaft zuwider ist. Für den Pluspol unverbrüchliche Werte, die von dem Prediger aus einem Kanon bereits bestehender Ansichten unter Rücksichtnahme auf die präsumptiven Gefolgsleute ausgewählt werden. Ein wenig Rabulistik mag auch hilfreich sein, bewährt hat sich etwa eine Logik nach dem Prinzip »A ist gut. B ist gegen A. Also ist B böse. Warum ist A gut? Weil es gegen B ist.« Erst, wenn man dieses Handwerkszeug der manichäischen Oszillation beherrscht, und die Basis der Zuhörer eine kritische Masse überschreitet, die über den Stammtisch und die familiäre Kaffeetafel hinausreicht, erst dann darf man sich Kai Diekmann nennen.
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