Einmal begab es sich nämlich zu Höxter, daß ein Unterhaltungsknstler aus dem großen und fernen Münster in die Stadt kam. Er hatte buntbestickte Kleider an, und um seinen Kopf war ein dünnes Band geschlungen, von dem Perlen an seidenen Fäden hinabhingen. So stand er also eines Tages vor dem Bahnhof, und hob die Hände in den Himmel, und schrie immerdar, und sein gräuliches Gezeter ließ bald die halbe Stadt sich auf dem Bahnhofsvorplatz versammeln. Als er sah, daß viele Leute nun um ihn gekommen waren, da senkte er seine Arme, und schwieg für einen Moment. Dann hob er erneut an. Nicht aber um zu schreien, sondern um den zusammengekommenen Höxteraner Bürgern folgendes zu sagen: »Hört! Ich bin Anfang und Ende der Stadt Höxter! Mir ist Weisheit gegeben, die niemandes sonst! Werft euch auf den Boden und weint bitterlich! So ist mein Befehl!«
Die Höxteraner aber sahen sich nur verwundert um. So wurde der Unterhaltungskünstler zornig, kramte deshalb mit gräßlicher Miene eine Weile lang in seinem bunten Beutel, und nahm daraus ein Messingfarbenes Posthorn hervor. Darauf blies er nun ein bis dahin noch nicht gehörtes Motiv, das durch die Stadtgassen hallte, und noch bevor es ausgeklungen war, konnte man vom einen Ende der Menge welches in Richtung Fußgängerzone stand, mehrere erstaunte »Ah«'s und »Oh«'s hören. Ein Kubaner nämlich, kam aus Richtung der Stadtkirche hergerannt, bahnte sich behende seinen Weg durch die Menge, und stellte sich feurigen Auges neben dem Unterhaltungskünstler auf. Die Menge wich zurück, doch der Unterhaltungskünstler fing schon an auf dem Posthorn zu blasen, und der Kubaner sang dazu: »Fiesta, Fiesta-Höxterana, ja wir wollen singen und das die ganze Nacht!!!! Fiesta, Fiesta-Höxterana....«. Als die beiden geendigt hatten, gingen sie zurück in das Bahnhofsgebäude, lösten zwei Karten, und warteten auf dem Bahnsteig auf den nächsten Zug nach Minden.
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