Den Segen guten Wassers in ausreichender Menge recht würdigen lernt nur der, welcher ihn längere Zeit hindurch hat entbehren müssen. In den starkbevölkerten Städten steht nur allzuhäufig neben dem „Tod in der Luft“ der „Tod im Wasser“! Seit Jahrhunderten hat sich der Erdboden vollgesogen mit Fäulnißstoffen der Auswürfe, welche von der Feuchtigkeit der Niederschläge und dem Grundwasser weiter gespült werden, bis sie aus den durchlassenden Untergrundschichten in die Brunnen sickern, welche, von gewöhnlichen Handarbeitern ohne Kenntniß und Ueberlegung ausgeführt, sich meistens allzu nahe an den Heerden jener Miasmen befinden. Eine dauernde Brunnenvergiftung tritt ein, gegen die es kein Mittel giebt. Der Mensch ißt und trinkt den Tod in dem Wasser, das er zum täglichen Gebrauche schöpft. Es ist durch die neuesten Forschungen bis zur Ueberzeugung erwiesen, daß das Grundwasser der Träger und Verbreiter der Krankheitsstoffe der Cholera, des Typhus ist; die Wenigsten wissen, daß auch die Eingeweidewürmer, Tänien, Ascariden, Filarien (vielleicht sogar auch die Trichinen!) etc. mit größter Wahrscheinlichkeit durch das Brunnenwasser in den menschlichen Körper gelangen. Das sicherste Mittel gegen den Tod im Wasser sind aber die Wasserleitungen. Das haben schon die Alten erkannt, vor allen Andern die Römer. Noch heute zeugen in Italien und Iberien, am Propontis und am Rhein mächtige Trümmer von der Großartigkeit ihrer Aquäducte.
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