Hörsturz und akuter Tinnitus - Behandeln ohne Zeit zu verlieren
Unmittelbare Therapieeinleitung steht im Vordergrund
Bei der Vorstellung einer aktuellen Therapiestrategie hob Elies hervor, der Hörsturz sei als
therapeutischer Eilfall zu betrachten. Die Erfahrungen der letzten 30 Jahre zeigten, dass die beste
Aussicht auf eine vollständige Erholung des Gehörs bei unverzüglichem Therapiebeginn bestehe. Aus
Zeitgründen sollten erforderliche langwierige Diagnosemaßnahmen parallel dazu fortgesetzt werden.
Als Primärmaßnahme wird in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und
Halschirurgie abhängig vom Schweregrad des Hörverlusts neben der Kreislaufstabilisierung eine
antiphlogistisch-rheologische Infusionstherapie nach Stennert empfohlen. Prof. Elies riet bei geringem
Hörsturz von 20 dB Hörminderung zu einer oralen Therapie mit Pentoxifyllin (Trental/Trental 400)
und propagierte bei stärkerem Hörsturz Hämodilutionstherapie mit je 500 ml HAES, kombiniert mit 15
ml Pentoxifyllin (100mg/h) über 10 – 14 Tage und – vor allem bei Rezidiven, stark ausgeprägten und
beidseitigen Hörverlusten - nach dem Ausschluß von Kontraindikationen (z.B. Glaukom) zusätzliche
Kortisongaben. Durch rasche Senkung von Hämatokrit, Fibrinogen und Erythrozytenkonzentration
vermindert die Hämodilution akut die Blut- und Plasmaviskosität und verbessert damit die
Fließeigenschaften des Blutes sowie die Durchblutung der Mikrogefässe im Ohr. Da mit dieser
Behandlung in größeren Kollektiven eine Hörerholung von 85,2% erzielt werden konnte und eine
Spontanremission der Hörstörung nicht absehbar ist, hat die Senkung des Fibrinogenspiegels durch
Hämodilution unter Zusatz eines Rheologikums einen hohen therapeutischen Stellenwert. Nach 14
Tagen ist die Hämodilutionsbehandlung erfahrungsgemäß ausgeschöpft. Zu diesem Zeitpunkt bietet
sich eine orale Gabe von 3x1 Trental 400 über weitere 3 bis 6 Monate an, die eine bestehende
Restsymptomatik, z.B. Tinnitus, deutlich bessern kann, berichtete Elies. Bei kompletter Ertaubung,
starkem Hörsturz mit Hörminderung um 50 dB, rezidivierendem Hörsturz und einer Verschlechterung
unter konservativer Therapie bzw. einer Therapieresistenz bis 96 Stunden ist nach den Erfahrungen von
Prof. Elies eine Operation (Tympanoskopie) als einzige Möglichkeit zur Besserung der Hörstörung
indiziert. Er hat inzwischen über 2000 Patienten tympanoskopiert und empfiehlt die Operation bei
erfolgloser konservativer Therapie auch noch nach 5 Jahren.
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