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mcnep schrieb am 14.7. 2007 um 13:58:30 Uhr über

Gummimantel

Albertine und ich waren nun allein im Abteil. Über den großen feuchten Wiesen, die sich am Horizont bis zu ferneren und bläulichen Hügeln erstreckten, brach der Abend herein. Mit größerem Genuß küsste ich ihre frischen Wangen über ihrem Gummimantel, der mich an die langen Fahrten erinnerte, die sie so angetan im Regen zu machen pflegte in jenem ersten Jahr meines Aufenthalts in Balbec. Denn der körperliche Genuß ist weniger geringfügig, wenn er sich auf ein wenig Traum stützen kann, so wie jeder Augenblick, den man genießt, erregend wird, sobald das Ungenügen des gegenwärtigen Glücks durch ein eingebildetes Glück wettgemacht wird. Zweifelsohne war Albertine für mich nicht länger das rätselhafte Mädchen, das ich in Balbec erstmals gesehen hatte und mit dem ich ein unbekanntes Leben zu erlangen wähnte. Und doch konnte ich mir nach dieser einfachen Fahrt im Waggon und mit ihrem Gummimantel, der mir wie ein Attribut ihrer Kraft und ihres Geschmacks und ihres Vermögens, bei jedem Wetter weite Fahrten in alle Gegenden zu unternehmen, einbilden, wir hätten eine Reise gemacht.

Marcel Proust, Aus den Entwürfen zur 'Recherche'


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