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Gummilatschen
(Ein Gedicht für die, die gehen – und die, die nicht mehr bleiben können.)
I.
Sie federn über Staub,
über Stein, über Erde,
die keiner mehr nennt.
Sie sind Schuhe für Niemandsländer,
für die schmalen Grate,
für das Gehen ohne Ankunft,
ohne Ziel,
nur der Bewegung wegen.
Kein Absatz, der hallt,
kein Tritt, der Gewicht fordert,
keine Spur, die bleibt.
Nur das sanfte Echo des Nachgebens,
des Weichbleibens,
des Stummen,
das dennoch sagt: Ich bin hier.
Sie taugen nicht für Zeremonien,
für Stufen aus Marmor,
für den Gleichschritt auf Asphalt.
Sie haben keine Härte,
die sich gegen die Erde stemmt,
keinen Glanz,
der gesehen werden will.
Sie sind das, was bleibt,
wenn nichts mehr bleibt.
II.
Und die Stadt atmet aus.
Straßen verschlucken ihre Namen,
Lichter flackern,
verlieren ihr Gedächtnis,
Fenster bleiben blind.
Die Ordnung der Dinge,
die Kartierung der Wege,
die Choreografie der Anwesenden –
sie bleibt ihnen fremd.
Kein Podest,
kein Schritt,
der Maß nimmt.
Nur das Weiche,
das Duldende,
das sich nicht schnürt,
nicht einbindet,
nicht bindet.
Sie sind nicht für Märsche gemacht,
nicht für Paraden,
nicht für Podien,
von denen herab gesprochen wird.
Sie gehen nicht voran,
nicht zurück,
sie bleiben nicht,
sie verweilen.
Sie taugen nicht für das letzte Wort.
Aber sie gehen weiter.
Weiter.
Weiter.
III. Gummi
Doch was nachgibt, bricht nicht.
Was federt, bleibt bestehen.
Gummi dehnt sich,
zieht sich zusammen,
hält fest,
hält aus.
Doch es ist der falsche Halt,
der falsche Schutz,
der falsche Atem.
Gummi, der brennt,
der die Luft schwärzt,
der die Straßen überzieht,
der sich in Fäden zieht
über das Meer,
über die Lungen,
über die Zeit.
Gummi, das schwimmt,
wo kein Ufer mehr ist.
Das treibt,
wo kein Boot mehr fährt.
Das bleibt,
wo nichts mehr wächst.
Die Erde dampft,
der Asphalt weicht auf,
das Wasser zieht sich nicht mehr zurück.
Und sie gehen weiter,
ohne Spur,
ohne Schatten,
auf Boden,
der keiner mehr ist.
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