Als Kind hatte ich einen Gruselfilm–Favoriten, an dessen Titel ich mich leider nicht mehr erinnern kann. Er war natürlich in schwarzweiß (Gruselfilme sind immer in schwarzweiß, nur unappetitliche Horror– oder Splatterfilme sind in Farbe), und den Grusel lieferte ein irgendwie untoter oder wiederauferstandener Mann namens Howard, der mit 'entsetzlich entstelltem Gesicht' , das mit einem Säure– oder Feuerunfall in Zusammenhang stand in regelmäßigen Abständen bei Barbara Stanwyck erschien. Zumindest vermute ich, daß es sich bei der weiblichen Hauptdarstellerin um Barbara Stanwyck handelte, denn keine Hollywoodschauspielerin konnte so toll schreien wie sie, mit Hände überm Kopf und aufgerissenen Augen, das ganze Programm. Den Film fand ich beim ersten Mal tatsächlich extrem gruselig, ich werde so um die acht Jahre herum gewesen sein, und ich hüpfte beim Anblick des verstümmelten Howard schnurstracks meiner Mutter in die Arme. Das habe ich danach beim Wiederanschauen des Filmes noch mindestens zwei Mal gemacht, spätestens beim dritten Mal, ich werde so um die 14 gewesen sein, geschah es allerdings weniger aus echt empfundenem Grusel als vielmehr, weil es meiner Mutter ein sadistisch–ödipales Vergnügen gewesen zu sein schien mich dergestalt an ihren Busen geworfen zu spüren, und ich, inzwischen abgebrüht genug, durchaus begriff, daß mir dieses Verhalten eine gewisse Vorteilsnahme in Fragen des Taschengeldes und der altersmäßigen Fehleinstufung ihres degenerierten Sprößlings lieferte.
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