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...heute erstmals wieder vom alten Möhl gehört. Bankutti, der Völkerkundler, schickte mir eine mail:Möhl soll in Sibirien gesehen worden sein, ganz in der Nähe einer Ortschaft, die vom Meteoritenschauer heimgesucht worden ist. Er soll sich in Begleitung einer ungewöhnlich großen, schwarzhaarigen Frau befunden haben, die, von der Bevölkerung der umliegenden Orte , als »Geisterseherin« betrachtet wird (wäre sie ein Mann, schreibt Bankutti, würde man sie als Scharlatan bezeichnen - aber Scharlatanin geht wohl nicht...). Anna selbst sieht sich als »Hüterin des Lichts« und »Hüterin der Lebensquellen« und hat Bankutti, den Forschungen über die religiöse russische Volkskunst an diesen Ort gebracht haben, schon mehrmals ein Interview verweigert. Bankutti staunte nicht schlecht, als er sie zusammen mit dem alten Möhl sah, der mit seinen langen weißen Haaren einen interessanten Kontrast zu der 1,85 Meter großen schwarzhaarigen Russin bildete - der alte Möhl, vielleicht der letzte Mensch, der uns noch etwas über die beinahe vollständig vergessene Geschichte der Grenzgänger erzählen könnte. Sie kamen aus der Sage und verschwinden in der Sage, hat er, in seinem einzigen Gespräch mit dem Ethnologen, Bankutti vor Jahren gesagt.
Und wenn er, Möhl, Bankutti und ich, der schlecht informierte Erzähler, mal verschwunden sind, weil wir, dem unentrinnbaren Los aller Sterblichen folgend, das Zeitliche gesegnet haben, dann wird vielleicht Maria, als Hüterin des Lichts, der Quellen, der schriftlichen und mündlichen Überlieferungen, der Sagen und Legenden, dann wird sie die letzte Eingeweihte und die letzte Zeugin sein.
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