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Tommy der Träumer schrieb am 13.7. 2009 um 20:11:25 Uhr über

Gral

Diese Assoziation knüpft inhaltlich an den folgenden Text zum Stichwort »Sündenfall« an, kann aber im Prinzip auch unabhängig davon gelesen werden:

http://www.assoziations-blaster.de/blast/S%FCndenfall.3.html

Ich lief weiter und fand mich bald in einer rauen Heidelandschaft wieder. Der Himmel hatte sich wieder zugezogen, und ich fürchtete eine Weile, daß ich, als ob es nicht gereicht hätte, daß ich ziellos umherirrte, zu allem Überfluß auch noch in einen kräftigen Regenguß geraten könnte. Doch plötzlich riß die Wolkendecke auf, Sonnenstrahlen fanden ihren Weg zur Erde und erhellten den Weg, der vor mir lag.
In diesem Moment tauchte noch ein anderer Wanderer auf, der seltsam gekleidet war. Als er näherkam, bemerkte ich, daß es ein Junge in meinem Alter war.
»Ihr seid seltsam gewandet«, sagte er durchaus freundlich zu mir und sprach damit genau das aus, was ich über ihn gedacht hatte, denn während ich in blauen Jeans, Turnschuhen und einem Sweatshirt unterwegs war, lief er in Kleidern herum, die aus dem Mittelalter zu stammen schienen und mich einen Moment fast vermuten ließen, daß er irgendein Museum ausgeplündert hätte. Dann dachte ich aber wieder daran, auf welche seltsame Weise ich hierhergekommen war und beschloß, mich vorläufig über nichts mehr zu wundern.
Ich sagte daher nur: »Ich komme von weit her, und in meiner Heimat ist das eine ganz übliche Kleidung
»Dann müßt ihr eine lange Reise hinter euch haben, denn ich habe schon viele Länder bereist und zahlreiche merkwürdige Dinge gesehen, doch solche Kleidung wie die eure habe ich bisher noch nicht zu gesicht bekommen. Mit wem habe ich die Ehre
»Ich heiße Tommy«, antwortete ich knapp. »Ich habe mich verirrt
»Verirrt habe ich mich zwar nicht, doch ich bin auf der Suche, also in einer ähnlichen Lage, wie ihr es seid, wie mich dünkt.«
»Und was oder wen sucht ihrfragte ich nun, neugierig geworden.
»Ich suche den Gral. Mein Name ist Parzival
»Parzivalwiederholte ich ungläubig. Natürlich fragte ich mich einen Moment lang, ob ich es mit einem Irren zu tun hatte, doch seltsamerweise war ich schon einen kurzen Augenblick später innerlich überzeugt davon, daß es wirklich Parzival war, der vor mir stand. Parzival, der auf der Suche nach dem Gral war.
»Ganz recht«, bestätigte er noch einmal. »Ich suche nun schon seit über zwei Jahren nach dem Gral
Natürlich wußte ich nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte, schließlich steht man nicht jedem Tag einem jungen Ritter gegenüber, der auf der Suche nach dem Gral ist. »Und warum sucht gerade ihr nach dem Gralfragte ich schließlich aus Ermangelung einer besseren Idee, was ich Parzival fragen sollte.
»Vor knapp drei Jahren, ich war gerade einmal sechzehn Jahre alt, stand ich schon einmal vor dem Gral, in der Gralsburg«, erzählte der junge Ritter traurig. »Hätte ich damals richtig gehandelt, dann hätte ich auf Dauer meinen Platz in dieser Burg einnehmen können. Doch ich wußte noch nicht viel vom Gral, ich wußte beinahe gar nichts. Um den Gral zu finden und zum Gralsritter zu werden, muß man ein reines Herz haben; aber man muß auch von Weisheit erfüllt sein. Mein Herz war wohl rein genug, sonst hätte ich gar nicht in die Burg gelangen können, doch es ermangelte mir gänzlich der Weisheit. Heute bin ich schon sehr viel weiser geworden, aber ich weiß nicht, ob ich noch einmal die Möglichkeit bekommen werde, mich in der Gralsburg zu bewähren. Je weiser ich werde, desto geringer komme ich mir vor, desto unvollkommener.« Er lächelte schwach und meinte dann: »Vermutlich höre ich mich gerade an wie ein alter Mann
»Und wie findet man den Gralfragte ich, obwohl mir die Frage etwas albern vorkam.
»Das weiß niemand wirklich«, antwortete Parzival. »Doch ich habe viel über das Wesen des Grals erfahren, seit ich meine große Chance durch meine eigene Torheit vertan habe. Wenn der Gral beschließt, sich jemandem zu zeigen, so wird dieser in seiner Nähe die Gralsburg entdecken, gleichgültig, wo er sich gerade befindet. So war ich es damals auch bei mir. Und ich weiß noch mehr: es gibt nicht einen allein richtigen Weg, zum Gral zu gelangen - viele Wege können zum Gral führen, so wie auch ein Berggipfel auf verschiedenen Wegen erklommen werden kann. Es ist keine Frage des Ortes, es ist eine Frage des Geistes. Wer den Gral sucht, muß ein Pilger in seinem eigenen Geist sein, und dann wird er vielleicht den Gral finden
»Kann ich euch dabei helfenfragte ich, denn ich war sehr eingenommen von dem freundlichen Ritter, der ja eigentlich noch ein Junge in meinem Alter war.
»Ich fürchte, nein - ich habe das Gefühl, daß eure Wanderung eine andere sein wird als meine, vielleicht eine noch weiterführende. Aber vielleicht kann ich euch helfen, mit Speis und Trank, um euch daran zu laben: wenn ihr in der Richtung, die er zuletzt eingeschlagen habt, weitergeht, werdet ihr recht bald auf eine Hütte stoßen, in der ihr beides erhalten werdet. Hier habt ihr die erforderlichen MünzenTatsächlich hielt er mir einige Goldstücke entgegen, die ich mehr als dankbar entgegennahm, denn wie ich erst jetzt spürte, war ich in der Tat hungrig und durstig.
Wir schieden freundlich voneinander, und ich erreichte schon bald die Hütte, die Parzival erwähnt hatte, dort erhielt ich ein Brot und etwas Wein, den ich entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten trank. Dann setzte ich meine Wanderschaft fort. Von Parzival war nichts mehr zu sehen. Ich hoffe, daß er irgendwann seinen Gral gefunden hat. Ich bin mir fast sicher, daß er zuletzt Erfolg hatte.


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