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Miroslav Klose schrieb am 4.3. 2004 um 18:59:11 Uhr über

Grabräuber

Grabraub galt im alten Ägypten als ein sehr schweres Verbrechen, denn für den Ägypter war die Sorge für sein Leben im Jenseits, im »Land des Westens«, eine zentrale Aufgabe in seinem irdischen Dasein. Grundsätzlich empfahl es sich natürlich, ein den Göttern wohlgefälliges Leben zu führen, denn bevor ein Toter im Jenseits Frieden finden konnte, hatte er eine Unzahl schwerer Prüfungen zu durchlaufen. Vor dem Totengericht mußte er Rechenschaft über sein Leben ablegen.


»Die Richter, die den Bedrückten richten, du weißt, daß sie nicht milde sind an jenem Tage, wo man den Elenden richtet, in der Stunde, wo man die Bestimmung ausführt. Übel ergeht es, wo der Ankläger der Weise ist! ? Vertraue nicht auf die Länge der Jahre; sie sehen die Lebenszeit als eine Stunde an. Der Mann bleibt nach dem Sterben übrig und seine Taten werden haufenweise neben ihn gelegt. ... wer aber zu ihnen kommt, ohne daß er gesündigt hat, der wird dort wie ein Gott sein, frei schreitend wie die Herren der Ewigkeit
Die Ägypter glaubten, daß ein Verstorbener im Jenseits in etwa die gleiche Existenz führen würde wie im Diesseits. Seine Lebensenergie, die die Ägypter »Ka« nannten, würde am liebsten in den eigenen Körper zurückkehren, deshalb taten sie alles für dessen Erhaltung und mumifizierten ihre Toten. Alles, was der Tote während seines Lebens geliebt, gebraucht oder gewollt hatte, versuchten sie, ihm in seinem Grab mitzugeben. Seine Wertgegenstände, sein Mobiliar, Werkzeuge, Waffen, seine Freunde, Diener oder Frauen..., sein ganzes Leben sollte ihn umgeben, wenn möglich konkret; da wo das nicht möglich war, in figürlichen oder bildlichen Darstellungen.
Grabraub bedeutete also nicht nur Diebstahl, sondern viel fürchterlicher: die Zerstörung der jenseitigen Existenz des Verstorbenen, ein Frevel gegen die Götter und gegen das Leben selbst.

Allzu oft war die Habgier stärker als die Furcht vor den Göttern oder der Rache der Verstorbenen. Selbst auf Grabwänden eingemeißelte Fluchformeln, in denen dem Grabräuber beispielsweise angedroht wurde, der Tote werde »sein Genick packen und umdrehen wie das einer Gans« fruchteten nichts. Mochten die Behörden auch noch so oft Polizeikontrollen aussenden, um die Grabanlagen auf ihre Unversehrtheit hin zu überprüfen, es konnte nicht verhindert werden, daß Grabräuberbanden immer wieder die Friedhöfe ausplünderten.

Vor Gericht sagte ein Grabräuber aus:

»Wir gingen zum Grab des Tschanefer, der Amuns dritthöchster Priester gewesen war. Wir öffneten es, holten die inneren Särge heraus, nahmen die Mumie und legten sie in eine Ecke ihres Grabes. Die inneren Särge beförderten wir zusammen mit dem Rest zur Amenophis?Insel, setzten sie in der Nacht in Brand und machten uns mit dem Gold davon, das wir auf ihnen fanden


Immer wieder überschwemmten Gold und Kostbarkeiten den Markt Thebens, die Tauschpreise zogen an. Die Grabräuberei wurde zeitweise zu einem nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor. Sehr viele profitierten von ihr, die Grabräuber selbst, aber auch Händler, Beamte oder gar Priester hatten Teil am großen Filz.
Seit dem 14. Regierungsjahr Ramses d. IX. spitzte sich das Problem zu. Drei Männer, darunter ein Kupferschmied namens Pescharu, wurden im Tal der Königinnen verhaftet. Ihre Befragung und Folter haben vermutlich nichts Konkretes ergeben. Aber es gingen bereits Gerüchte um, das Grab der Königin Isis, der Gemahlin Ramses d. III. sei erbrochen worden, wovon die drei allerdings nichts zu wissen schienen. Die Atmosphäre in der Stadt und im Dorf der Nekropolenarbeiter wurde immer aufgeregter. Bald würden die Behörden nicht mehr wegsehen können: allmählich setzte sich wohl auch beim Königshof im fernen Delta die Erkenntnis
durch, daß die heiligen Grabstätten in höchster Gefahr schwebten.


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