»Hoheitliche Gewalt« Kapitel zwei
DER SCHRECKLICHE KRIEG
Breschnew hatte recht: Der Krieg war schrecklich gewesen. Er hatte recht: Wir Deutsche hatten den Krieg in sein Land getragen. Aber er hatte zugleich Unrecht in seiner Einseitigkeit: nicht nur deutsche, auch russische Soldaten hatten Greueltaten begangen. ... Ich schilderte die Lage meiner Generation: Nur wenige von uns seien Nazis gewesen, fast alle hätten es jedoch als Pflicht empfunden, die Befehle ihrer militärischen Vorgesetzten zu befolgen.
Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt, zitiert aus der »tageszeitung« vom 29. August 1987
Für mich sind Deserteure Gesetzesbrecher, die ihre Pflicht gegenüber dem Staat und, das möchte ich besonders hervorheben, ihren Kameraden mißachtet und verletzt haben. Ich betrachte ein Denkmal für Deserteure als Schande und als Ungeheuerlichkeit.
Bundeswehr-Oberstleutnant Hans-Jürgen Leyherr, zitiert aus »EXPRESS, Stadtzeitung für Marburg«, 19. Mai 1988
Keiner von uns hat in den Krieg ziehen wollen, weder die Russen noch die Deutschen, noch andere. Aber es ist nun einmal das Gesetz eines jeden Staates, daß ein Soldat zu gehorchen hat. Fahnenflucht ist auf jeder Seite strafbar, da sonst eine Armee nicht funktionieren kann. ... Es ist eine Perversion, daß in Deutschland Denkmale für den unbekannten Deserteur errichtet werden dürfen.
Werner Kießling, Präsident des Verbandes der Heimkehrer in einer Versammlung seines Verbandes, zitiert aus der »Schorndorfer Zeitung« vom 17. Oktober 1987
»Keiner wollte in den Krieg«. Denn ein Krieg aus eigener, freier Entscheidung war noch nicht denkbar. Aber. Die Soldaten mußten »gehorchen«, damit die »Armee funktionieren« konnte.
Und wie war der Krieg?
Er war »schrecklich«.
Doch wer seine »Pflicht gegenüber dem Staat« und den »Kameraden« mißachtete, war ein »Gesetzesbrecher«. Und das wurde »als Schande und als Ungeheuerlichkeit« empfunden.
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