Es war ein strahlender Septembertag auf der GoldenGateBridge, dem Stolz von SanFrancisco. Hunderte Touristen schlenderten über die weltberühmte Brücke und fotografierten das atemberaubende Panorama. Kevin Hines, 19, war unter ihnen, ein junger Mann, den immer wieder Anfälle von Depressionen plagten. Plötzlich hörte er Stimmen in seinem Kopf. Sie sagten: »Bring dich um!« Da kletterte er über die Brüstung und sprang, mit den Füßen voraus.
In dem Moment, als Hines den Kontakt mit der Brücke verloren hatte, wurde ihm klar: »Was mache ich hier? Ich will doch nicht sterben.« Aber da war er schon dabei, 67 Meter nach unten zu rauschen.
Vier Sekunden später knallte er aufs Wasser. Am Rücken schwer verletzt, tauchte er fast 20 Meter tief in den eiskalten Pazifik. Trotz starker Strömung gelang es ihm, an die Oberfläche zurückzukehren, wo ihn die Küstenwache herausfischte. Seit jenem 25. September 2000 hat sich Hines vielen Operationen unterziehen müssen. Inzwischen ist er wiederhergestellt. Metallplatten halten seinen Rücken zusammen, er ist nicht gelähmt. Und dennoch klagt er an: Warum ist es so unverantwortlich einfach, von der GoldenGateBridge in die Tiefe zu springen?
Nur 26 Menschen haben den Todessprung seit Eröffnung der Hängebrücke im Mai 1937 überlebt. Mindestens 1300 Menschen, wahrscheinlich mehr als 2000, sind in ihr Verderben gegangen. Viele wurden von der Strömung erfasst, auf den offenen Ozean getrieben, von Haien und Krebsen gefressen und niemals gefunden. Die rostschutzrote Art-déco-Brücke zwischen SanFrancisco und MarinCounty ist die schönste der Welt - und die tödlichste.
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