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Max van der Moritz schrieb am 4.1. 2003 um 19:12:51 Uhr über

Gogos

Freigeld ist in erster Linie kaufkraftbeständiges Geld. Die Umlaufsicherung ist nur deshalb notwendig, weil kaufkraftbeständiges Geld als bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel vom Markt verschwindet und das muß durch eine Gebühr verhindert werden.


Gedanken über die Umlaufsicherung.

Viele Leute, unter ihnen auch welche, die sich jahrelang mit den Ideen Silvio Gesells auseinandergesetzt haben, verstehen die grundlegende Absicht, die Gesell mit seinem Vorschlag der Umlaufsicherung hatte, einfach nicht. Er wollte damit nur die Vormachtstellung des Geldes beseitigen, die das Geld über die mit seiner Hilfe getauschten Waren und Leistungen hat. Das ist alles!
Diese Vormachtstellung beruht auf der Tatsache, daß eine Lagerhaltung bei Dienstleistungen nicht möglich ist und damit auch keine Verweigerung der Dienstleistung durch den Leistungsbringenden. Der Hunger würde ihn schnell zum Austausch seiner Leistung für lebenswichtige Ernährung treiben.
Die Vormachtstellung gegenüber Waren ist durch die Tatsache gegeben, daß Waren (bei Definition Güter, die zum Verkauf bestimmt sind) Lagerkosten verursachen oder unmodern werden selbst wenn es sich um dauerhafte Güter, vergleichbar zur Dauerhaftigkeit des Geldes, handelt. Bei verderblichen Waren ist die Sachlage noch viel klarer.
Das Geld, oder besser gesagt der jeweilige Geldbesitzer, läßt sich diesen Vorteil des Geldes bezahlen. Das geschieht beim Einkauf der Waren durch einen Preisnachlaß zu dem der Verkäufer gezwungen wird , um das wertvollere Geld in die Hände zu bekommen.
Dieser Vorgang wird von den wenigsten Leuten verstanden und am wenigsten von sogenannten Wirtschaftsexperten, weil ja nur Kaufleute Waren kaufen. Alle anderen kaufen Gebrauchsgüter, denn es ist nur das Ware, was zum Verkauf oder Wiederverkauf bestimmt ist.
Wenn jemand nicht selbst etwas für den Wiederverkauf kaufen will und sein Geld einem anderen für einige Zeit zu diesem Zweck überläßt, läßt er sich die Vormacht des Geldes auch vergüten. Das nennt man dann Zins und Gesell hat diese Ursache des Zinses auch klar erkannt, während Keynes das nicht verstehen konnte. Er war ja auch kein Kaufmann..
Besonders dadurch, daß unser heutiges Papiergeld leicht inflationiert werden kann und dabei seine Vormachtstellung teilweise einbüßt, wird die Erkenntnis des grundlegenden Konstruktionsfehlers des Geldes und seiner Vormachtstellung verbaut und niemand kann die Wirkung, welche die Umlaufsicherung in richtigen Ausmaß haben würde, verinnerlichen.
Die Umlaufsicherung darf nämlich nur den Vorteil des Geldes ausgleichen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn Irving Fisher 104% im Jahr vorschlug um das gehortete Geld wieder auf den Markt zu bringen, um dann nach einem Jahr wieder mit dem alten fehlkonstruiertem Geld weiter zu machen, zeugt das nur davon, daß er den wahren Sinn der Umlaufsicherung genau so wenig verstanden hatte, wie jetzt Bernard Lietaer, der in seinen Fußstapfen wandernd 60% jährlich für einen Zeitraum von vier Jahren vorschlägt. Und was dann? Wieder zurück zum alten fehlkonstruierten Geld?
Andere Geldreformer sehen die Umlaufsicherung auf Bargeld überhaupt als wirkungslos an, um den Konstruktionsfehler der Geldes dauerhaft zu beseitigen, weil angeblich Buchgeld die Wirkung der Umlaufsicheung auf Bargeld unterlaufen kann und übersehen dabei, daß Buchgeld, also Geld und Kreditübertragungen, vom Wert und den Eigenschaften des Bargeldes abhängig sind.
Beide Gruppen haben die grundlegende Erkenntnis Gesells von der Überlegenheit auch des heutigen Bargeldes (mit Ausnahme der Zeiten hoher Inflation, wo das Geld nicht nur seine Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel verliert, sondern auch seine Funktion als Tauschmittel weitgehendst einbüßt) nicht erkannt und auf gar keinen Fall wirklich verinnerlicht.
Darum erkennen sie auch nicht, daß der Zins, der vom Geld als Handelskapital erpreßt werden kann auch auf alle anderen Kapitalgüter in der Form übertragen wird, daß eine mögliche Realkapitalfülle, die den Zins, der wie jeder Preis ja der Ausdruck eines Mangels ist, drücken könnte, durch die Weigerung dieses Geldes bei Zinssätzen unter 3% in weitere Investition zu gehen , verhindert.
So wird der Zins und damit der Kapitalmangel auf dieser Welt verewigt und niemand sieht, daß es nur am kleinen Konstruktionsfehler des Geldes liegt, daß der Mangel und damit der Hunger auf dieser Welt, in der das Geld regiert statt zu dienen, nicht beseitigt werden kann.
Niemand sieht, daß die Umlaufsicherung die Vormacht des Geldes bricht und daß Freigeld, wie Gesell es nannte, die Arbeitslosigkeit beseitigt und den Realkapitalmangel, weil es auch bei 0% Zinsen noch investiert werden muß.
Niemand glaubt es, obwohl es ihnen schon vor über 70 Jahren Michael Unterguggenberger im kleinen Wörgl gezeigt hat, daß man es sogar mit lokalen, alternativen Geld machen kann. Es wird also noch einmal gezeigt werden müssen. Traurigerweise findet sich aber anscheinend niemand, der es zeigen will außer einem alten Mann im fernen Canada.
Umlaufgesichertes Geld allein kann nicht alle Probleme lösen, besonders wenn es wie in Wörgl nicht einmal einen Wertstandard hat, aber es kann zumindest den Geldstreik brechen und damit eine Deflationskrise beenden.
Ein Geld, das auch einen Wertstandard hat, kann noch einige andere Probleme lösen, aber auch noch nicht alle. Es kann nur die Voraussetzungen für deren Lösung schaffen. Ein Geld mit fester Kaufkraft gab es noch nie und wer sich nicht damit beschäftigt hat, kann nicht einmal ahnen, welche Auswirkungen es haben wird. Der Wertstandard wird auf jeden Fall weder Inflation noch Deflation des Geldes mehr zulassen. Die Umlaufgebühr wird den Geldstreik verhindern und damit kann langsam auch der Zins sinken, falls so ein Geld weiter verbreitet ist.
Das kann wiederum die soziale Frage lösen, indem es Kapitaleinkommen in Arbeitseinkommen verwandelt. Und noch immer werden nicht alle Probleme gelöst sein, es wird aber viel Zündstoff entfernt werden.
Ohne Zinseinkommen wird die Macht des Geldes gebrochen und was das in späteren Zeiten bringen wird, kann sich wohl niemand richtig vorstellen.
Wie kann dann wohl ein Feudalherr ohne diese Macht, die Landlosen davon abhalten, sein Land zu benützen? Wie kann er seine Beschützer in Staat und Militär bezahlen?




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