>Info zum Stichwort Gogo | >diskutieren | >Permalink 
Max van der Moritz schrieb am 3.1. 2003 um 13:12:33 Uhr über

Gogo

Nicht nur viele Leute, welche die Ideen Gesells auf dem Umweg über die Gogos als praktisches alternatives Gesellgeld kennen lernen, finden dabei eine große Verständnishilfe, sogar der Erfinder der Gogos erlebt immer wieder, wie die Gogos in Verbindung mit Einwänden und Einsichten anderer ihn zu neuen Erkenntnissen und Einsichten verhelfen.
Noch jeder Einwand und jedes vermeintliche Problem der Gogos fand eine einfache Lösung in kurzer Zeit. Verständlicherweise müssen diese Problemlösungen erst in der Praxis erprobt werden und niemand kann erwarten, daß etwas, was die Welt verändern wird in einigen Monaten in die Praxis umgesetzt wird, selbst wenn die Logik der Lösungen für jeden Einsichtigen auch schon in der theoretischen Planung ersichtlich ist.
Am deutlichsten zeigt sich das in der praktischen Entwicklung der Gogos. Ursprünglich wurde angenommen, daß alternatives Gesellgeld nur in einer wirtschaftlichen Situation, wie sie zum Zeitpunkt der Experimente während der Weltwirtschaftskrise von 1930 bis 1936 herrschte Aussicht auf Erfolg hätte. Die Anhänger Gesells entwickelten daher auch seither keinerlei Methoden für eine alternative Einführung und begnügten sich mit Überzeugungsarbeit auf politischer und wirtschaftswissenschaftlicher Ebene mit sehr bescheidenen Erfolgen.
Anstelle alternatives Gesellgeld für den allgemeinen Markt zu entwickeln, wurden zerrissene Teile der Gesellgeldidee in alternativen Märkten, wie Tauschkreisen propagiert.
Der Erfinder der Gogos hatte dieselben Anschauungen und dachte nur daran in Vorbereitung für eine kommende Deflation ein praktisches Gesellgeld zu entwickeln, welches die Fehler von Wörgl vermeiden würde. Dazu untersuchte er die Geschichte von Wörgl und der folgenden unbrauchbaren nordamerikanischen Experimente mit umlaufgesichertem Geld.
Nach einigen unerklärlichen Eingebungen und schrittweise wurde zuerst ein Kaufkraftstandard für so ein Geld, die Verrechnungseinheit V80 geschaffen, eine Form der Umlaufsicherung angelehnt an die der Brakteaten gefunden und dann, gemeinsam mit einigen Interessenten, der Gogo getauft.
Die praktische Erfahrung, daß befragte Kaufleute schon zum Zeitpunkt einer Stagflation bereit waren, die Gogos zu akzeptieren, brachte dann deren Fortentwicklung, welche vorläufig so weit gediehen ist, daß ein Anfangsbestand von Gogoscheinen gedruckt worden ist, einige vorzeitig unter das Publikum gebracht wurden und auch schon an andere geplante Gogogebiete weiter gegeben wurden. Noch ist eine Verbreitung zu einem wirksamen Umlauf nicht erfolgt, aber das ist nur mehr eine Frage kurzer Zeit. Es dauerte von Idee, Entwicklung der Idee, Druck der Gogoscheine bis zur ersten Ausgabe nur Monate und er wird voraussichtlich auch nur mehr Monate dauern bis die Gogos eine merkbare Geschäftsbelebung verursachen werden.
Wenn man die Erfahrungen von Wörgl betrachtet, könnte das sehr schnell der Fall sein und auch eine weitere Ausbreitung könnte atemberaubend schnell erfolgen. Der Anfang ist jedenfalls gemacht. Daß dieser Anfang auch noch bescheidenere Ausmaße als der Anfang der Wära mit 11 Teilnehmern oder der Anfang von Wörgl mit 1000 Schilling Wörgler Geld in einem Ort von unter 5,000 Einwohnern haben kann, ist auch ein Resultat des Lehrmeisters Gogo.
Als der alte Gogomann voll Freude die ersten fertigen Gogos, geplant für den Beginn der in Umlauf Bringung in einigen Monaten einigen Interessenten zeigte, wollten sie ihm etwas dafür verkaufen und so war der erste Gogoumsatz der Welt der Verkauf eines Glases Erdbeermarmelade. Allerdings werden diese Gogos kaum wirklich in Umlauf kommen. Der erste Annehmer sagte jedenfalls, daß er diesen Gogo einrahmen würde. Ein weiterer als Eintritt in ein Museum verwendet, landet dort sogar als Ausstellungsstück. Das hat immerhin den Vorteil auch andere Leute mit den Gogos bekannt zu machen und weitere Gogoeinnahmen werden schon ihren wirklichen Verwendungszweck zugeführt werden.
Sollte das andere Geld durch Deflation vom Markt verschwinden, sind jedenfalls die lokalen Gogos nun schon rechtzeitig bereit an seine Stelle zu treten. Sie werden sogar schon bei Stagflation einen Teil des fehlenden Geldes ersetzen und so den lokalen Handel befruchten. Wie schnell das andere lokale Gogoexperimente bringen wird hängt von der Motivation der Leute dort ab. Deflationskrise und Arbeitslosigkeit, verbunden mit einem Beispiel, wie sie anderswo überwunden werden, wird einigen wohl die nötige Motivation geben, etwas zu tun.
Es ist wirklich eigenartig, wie sich die Gogos selbständig gemacht haben. Von einer Einführung des Gesellgeldes durch den Staat und durch politische Mehrheit, gezwungenerweise unter Zusammenarbeit mit politischen Glücksrittern zum Aufbau eines alternativen Marktes bis zur Entwicklung einer Form des Gesellgeldes welches auf dem normalen Markt trotz Gebrauchsgebühr konkurrenzfähig mit dem anderen Geld ist, aber unbedingt einen Minimalmarkt benötigt in dem es als anerkanntes Tauschmittel angenommen wird, sind wir jetzt auf einen Minimalumlauf unter wenigen Leuten als Anfang gekommen.
Selbst einige wenige Leute verschiedener Berufe können ihre wirtschaftliche Lage verbessern, wenn sie gegenseitig untereinander Gogos benützen. Das vereinfacht den Beginn eines Gogoumlaufes ganz entscheidend. Jetzt erst ist die Sicherheit gegeben, daß Gogos auf den Markt kommen werden, falls es nötig ist und das andere Geld versagt.
Sie sind auch schon auf dem Markt! Der winzige Anfang ist gemacht! Wie schnell so winzige Anfänge sich dann beispielgebend ausbreiten hängt davon ab wie schnell das Versagen des anderen Geldes die Leute motiviert den Gogoweg zu gehen.
Der ursprüngliche Erfinder des Gesellgeldes prägte ein Wort, welches erst jetzt richtig verstanden werden kann: „Großes Hoffen gibt große Ruh“.
Jetzt wissen wir, daß, wenn nötig, die Gogos auch von ganz wenigen Leuten einfach verwendet werden können. Unzählige kleine Gogoinseln werden im Notfall entstehen und werden später zusammenwachsen und sich verbreiten. So werden sie die Macht des heutigen Geldes brechen. Dazu brauchen sie keine Revolution und keine Mehrheit und keine Macht. Alles, was sie brauchen sind ein paar hundert Gogos und ein Dutzend Menschen verschiedener Berufe, welche sie untereinander verwenden.
Wie lange es dann dauert bis aus vielen solchen Dutzenden Tausende geworden sind, wird sich zeigen. Wann diese vielen lokalen Gogoinseln dann Handel außerhalb des engeren Bereiches organisieren werden zum gegenseitigen Vorteil, kann man ruhig der Zukunft überlassen. Die Konstruktion der Gogos ermöglicht so einen „grenzüberschreitenden“ Handel und das besonders, wenn ein gemeinsamer Wertstandard der verschiedenen lokalen Gogos verwendet wird.
Der Wertstandard der Gogos ist nichts anders als der Indexwert des kanadischen Dollars von 100 für das Jahr 1980. Der heutige Dollar hat auf diesem Standard 220 und das ist auch der Wechselkurs, der mit Veränderung des Dollarwertes auch geändert wird.
Gogos könnten auch ohne Bargeld funktionieren, würden dann aber für jeden Verkauf auf Gogobasis eine Buchhaltung benötigen und jemand, der diese Buchhaltung macht. Für Bargeldgeschäfte ist so eine Buchhaltung überflüssig und braucht nur für Steuerzwecke gemacht werden, wobei nicht jeder einzelne Verkauf seperat gebucht werden muß sondern einfach Tages oder Monatseinnahmen addiert werden können. Privatpersonen brauchen mit Bargeldeinkommen und Ausgaben gar keine Buchhaltung.
Gogoscheine sind im Prinzip nichts anderes als allgemein von den Gogoteilnehmern anerkannte kaufkraftstabile Verrechnungsbons. Sie ermöglichen damit wie das andere Geld eine zeitliche Trennung von Verkauf und späteren Einkauf von Waren und Leistungen. Der Unterschied zum heutigen Geld ist nur ihre Wertbeständigkeit. Sie sind damit ein besserer Wertstandard.
Wie beim heutigen Geld hat ein Verkäufer den Vorteil, daß er jedem, der seine Waren haben will, diese für Gogos verkaufen kann. Er braucht nicht warten bis jemand etwas zum Tausch anbietet, was er brauchen kann. Hat er dann Gogos, kann er dafür auch bei vielen anderen Verkäufern aussuchen, was er gebrauchen kann. Um zu verhindern, daß jemand durch übermäßiges Zurückhalten der Gogos Verkäufe bei anderen blockiert, haben die Gogos diese geringe Gebrauchsgebühr von 5 % im Jahr. Diese ermöglicht es nicht nur, daß die Gogoscheine in ständigem Umlauf bleiben sondern gibt auch der Ausgabestelle die Mittel für den Druck der Scheine und für deren Kaufkraftgarantie.
Nichts auf dieser Welt ist umsonst und der Gebrauch der Gogos kostet die 5 % Umlaufgebühr auf jeden Gogoschein einmal im Jahr. Dafür bekommt man aber ein kaufkraftstabiles Tauschmittel, das dauernd zur Verfügung steht und damit für dauerhaften Absatz von Waren sorgt. Damit sorgen die Gogoscheine auch für Arbeit. Diese Umlaufgebühr wird nur einmal im Jahr beim Umtausch eines abgelaufenen Gogoscheines für einen neuen erhoben. Da diese Scheine aber täglich mehrfach benützt werden können, ist der Anteil der Kosten für jeden Verkauf derart minimal, daß man sich keinerlei Gedanken darüber machen braucht.







   User-Bewertung: /
Versuche nicht, auf den oben stehenden Text zu antworten. Niemand kann wissen, worauf Du Dich beziehst. Schreibe lieber eine atomische Texteinheit zum Thema »Gogo«!

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Gogo«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Gogo« | Hilfe | Startseite 
0.0185 (0.0057, 0.0113) sek. –– 849761669