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Max van der Moritz schrieb am 3.1. 2003 um 13:09:43 Uhr über

Gogo

Der erste Gogomeister war gestern mit seinen neuen Ski skifahren und plegt heute seinen Muskelkater. Jetzt wird er in die Stadt fahren und sich vielleicht ein Lederjacke kaufen. Für solche bescheidenen Bedürfnisse braucht er einen Kredit als Gogomeister nicht in Anspruch nehmen. Er könnte es auch noch gar nicht, weil er noch lange nicht genügend Gogos dafür in Umlauf gebracht hat.
Ist es so weit, wird er so einen Kredit auch nur dazu verwenden die Gogos zu verbreiten. Selber hat er ja keine Wünsche, die er nicht aus seinem anderen Einkommen befriedigen kann.

Reiche Gogomeister.

Ein Gogomeister braucht seine Arbeit nicht umsonst zumachen, aber um wirklich wohlhabend zu werden, muß er schon eine recht große Gogoinsel aufbauen. Er kann bei der geringen notwendigen Gogomenge nach einiger Zeit zwar einen zinsfreien Kredit aus der Kassa der Gogoallianz nehmen, der nie mehr zurückbezahlt werden muß solange die Gogos im Umlauf bleiben. Sie sind so konstruiert daß sie das tun aber ihre Menge und damit die Menge des Erstgeldes, das für sie hinterlegt wurde ist beschränkt auf etwa zwei Gogos pro Teilnehmer. Eine Gogoinsel mit 5000 Leuten, wie in Wörgl ermöglicht also nur einen Kredit von 10,000 Gogos. Dieser Kredit kann nur einmal in Anspruch genommen werden.
Es sind also keine großen Reichtümer und in keinen Vergleich zu den Reichtümern, welche die Gebraucher der Gogos mit jeden, durch die Gogos ermöglichten Verkauf verdienen können. In Wörgl waren das mindestens 2.5 Millionen Warenumsätze in einem Jahr mit nur 5294 Schillingen durchschnittlicher Geldmenge. Wenn ein Gogomeister wohlhabend werden will, muß er also den Kredit in ein Geschäft investieren.
Da er weiß, daß die Gogos das Geschäft beleben werden geht er damit kaum ein Risiko ein. Er weiß das auch als erster und kann deshalb beruhigt so eine Investition machen. Er wird sicher ein leerstehendes Geschäft günstig bekommen oder sich an einem existierenden beteiligen können.
Er hilft damit auch mit, die Gogos zu verbreiten und kann dann auch entsprechend mehr Kredit nehmen und alle anderen Gewerbetreibenden werden es ihm nicht neiden, weil sie ja selber so große Vorteile durch die Gogos des Gogomeisters haben.
Der erste Gogomeister stellte das schon bei den ersten Geprächen mit Geschäftsinhabern der Gogoallianz fest, bevor noch viele Gogos im Umlauf waren als das Problem der überflüssigen Deckung besprochen wurde und was damit zu tun sei, wenn das dafür hinterlegte Erstgeld wertlos werden würde. Gogo denominierte zinsfreie Wechselkredite als Deckung waren ja schon vorgesehen, aber daß der Gogomeister erste Hand auf Gogokredite hätte, die er nur dann zurückzahlen müßte, wenn Gogos nicht in Umlauf blieben, wurde als Selbstverständlichkeit angesehen. Da der Gogomeister Gogos als Rindfleischbezugsscheine vorverkaufte, war es ihnen auch ganz klar, daß er , wenn die Kunden, von denen viele Kaufleute waren in dem Fall, wenn sie die Gogos vorher für andere Einkäufe verwendet haben nun das bestellte Fleisch zweimal zahlen würden. Sie würden dabei ja nichts verlieren und dem Gogomeister vergönnten sie das doppelte Einkommen.

Wie schon gesagt, Gogos kommen nicht von allein in Umlauf und nicht jeder Gogomeister hat Rindfleisch oder anderes vorzuverkaufen oder ist ein Bürgermeister, wie es Unterguggenberger in Wörgl war. Trotzdem soll jeder Gogomeister wissen, wie er es damals machte. Bevor er damit anfing sprach er mit jedem einzelnen Kaufmann und Gemeinderat eins zu eins und überzeugte sie davon so ein lokales Geld zu versuchen. Als er dann die ersten 1000 Schilling dadurch in Umlauf brachte, daß er allen Gemeindeangestellten einschließlich sich selber die Hälfte ihres Monatlohnes mit dem lokalen Geld auszahlte, war die Annahme schon gesichert und der Umlauf dieses Geldes begann mit unheimlicher Geschwindigkeit.
In den ersten drei Tagen war besonders, da auch die Gemeinde das Geld annahm allein dadurch Bezahlungen von 5100 Schilling Gemeindesteuern mit etwa 300 Schilling umlaufendem Geld getätigt worden. Das sind klarerweise 17 Umschläge in drei Tagen an Eingängen bei der Gemeinde allein. Die Gemeinde mußte aber das Geld sofort wieder ausgegeben haben, damit es überhaupt so oft umlaufen konnte und zuerst hatte sie es ja den Angestellten gegeben. Das sind also schon drei mal 17 Umläufe in drei Tagen. Bis es zu einem Kaufmann kam, der Steuerschulden hatte und willig war, die zu bezahlen, waren sicherlich drei weitere Umläufe notwendig. Das heißt, daß das Wörgler Geld in den ersten drei Tagen mindestens 100 mal umgelaufen war.
Über dreißig mal am Tag, während das andere Geld damals 10 mal im Jahr umlief! Kein Gogomeister soll sich aber einbilden, daß er eine derartige Umlaufgeschwindigkeit auch nur annähernd erreichen kann, denn damals war die wirtschaftliche Situation schon sehr viel schlechter. Selbst eine Verdoppelung der derzeitigen Umlaufgeschwindigkeit bedeutet aber eine Verdoppelung des Geschäftes für alle Teilnehmer und das sollte reichen.
Auch in Wörgl blieb diese Anfangsgeschwindigkeit nicht das ganze Jahr so groß. Die Steuereinnahmen von 5,100 Schilling in den ersten drei Tagen waren dann im ganzen Jahr nur etwa insgesamt 120,000 Schilling, für je drei Tage also nur mehr etwa 1,200 Schillinge.
Der tatsächliche Umlauf in späterer Zeit kann nur mehr geschätzt werden. Dasselbe gilt natürlich für mögliche Gogoumsätze in einer Gogoinsel. Da aber jede Verdoppelung des Gogoumsatzes doppelt so viele Warenumsätze für die Teilnehmer bedeutet und damit doppelt so viele Gewinne für jeden, braucht man nicht unbedingt ein Wunder von Wörgl erwarten, wo der Umsatz sich vervielfachte. Auch kleine langsame Wunder bleiben Wunder.
Leute, die jetzt nur Umsatzrückgänge erleben, werden auch das kleine Wunder einer Umsatzsteigerung durch Gogos zu schätzen wissen.













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