Wissenschaftliche Sensationen kommen oftmals recht unbeachtet daher. Wer weiß schon, daß kürzlich erstmals seit 1915, als die Grillenschaben, lateinisch Grylloblattodea genannt, kategorisiert wurden, eine neue Insektenordnung entdeckt worden ist? Ihr deutscher Name lautet Gladiatoren, und auch ansonsten sehen sie (wie für meinen Geschmack eigentlich alle Insekten) wenig liebenswürdig aus: Sie erscheinen wie eine Kreuzung aus Fangschrecken, Mantodea (bekannt ist die Gottesanbeterin), mit denen sie stachelbewehrte Vorderbeine, eine räuberische Lebensweise und starke Maulzangen gemeinsam haben. Das Hüpfen mit den Hinterbeinen haben sie mit Orthoptera, den Heuschrecken, gemeinsam und an die Gespenstschrecken Phasmatodea erinnert die längliche Form und ihre Flügellosigkeit. Mantophasmatodea lautet ihr wissenschaftlicher Name, und ihre drei bekannten Unterarten sind in Namibia und Tansania zu finden. Gottlob, möchte ich sagen, denn die Vorstellung, mit dem Anblick eines popelgrünen oder leichengrauen fingerlangen Insektes konfrontiert zu werden, das sich mit stachelbewehrten Klauen und Kiefern hüpfend auf mich zubewegt, reicht aus, um mich in Gedanken auf dem nächsten Stuhl Zuflucht suchen zu lassen. Und angeblich warten neben den bislang erfassten 1,2 Millionen Insekten noch fünf, nach optimistischeren (?) Schätzungen noch 30 Millionen weitere Arten auf ihre Entdeckung. Sollen sie warten, und ich hoffe, daß sie auch weiterhin in Weltgegenden entdeckt werden, die fern von meinem Computerarbeitsplatz liegen, und wo die Menschen seit Jahrtausenden an Schrecken aller Art gewöhnt sind.
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