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Ödipus schrieb am 9.7. 2000 um 09:02:46 Uhr über

Glück

Es gibt kein langatmiges Glück. Und das kurzatmige raubt mir die Phantasie, weil es zuviel sättigende Kalorien hat. Meistens beginnt der Tag mit Müdigkeit und die Nacht schläft den gnadenlos kurzen Traum glückseliger Ohnmacht. Stunden zerbröseln und Gedanken spinnen sich zusammen und verflüchtigen sich mit Bildern im irgendwo. Eigentlich gibt es immer eine Zapptaste, die man bedienen könnte: ein zischender Fingerschnipser, ein Quäntchen Ich-Energie, das mich glücklicher machen könnte. Stattdessen öffne ich dem Samstagmorgen das Fernsehfenster für Drachen und Frösche und quäkende Jungmoderatoren in Girlie- u8nd Boygroup-Outfits. Man liegt auf dem Bett und schlürft mit grausam biederer ZUfriedenheit Filterkaffee mit entrahmter Milch. Denkt an Zigaretten, für die man kein Geld hat. Dieses Bedürfnis sich selbst zu spüren durch kalkulierte Selbstzerstörung: erst die Inszenierung des Sterbens schafft ein Bewußtsein für den Tag. Würde jetzt nackt durch die ganze beschissene Stadt rennen, um Kippen zu ziehen. Wenn ich nur Geld hätte....


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