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SPIEGEL ONLINE schrieb am 16.4. 2019 um 11:13:05 Uhr über

Ghana

Jeden Abend verlässt Melphia den Ort, den Einheimische die »Hölle auf Erden« nennen. Um an einen Ort zu gehen, der noch schlimmer ist. In ein Hotelzimmer, dessen Vorhänge sie immer zugezogen lässt. Melphia ist 13 Jahre alt. Sie lebt in einem Slum in Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas. Seit drei Jahren arbeitet sie als Kinderprostituierte.

Mit bis zu fünf Männern hat Melphia jede Nacht Sex, zu ihr kommen Arbeiter, Geschäftsleute, Polizisten - und, immer häufiger: Touristen. Von den meisten Freiern kennt sie nicht einmal die Namen. Was sie weiß, ist, dass »Obronis«, weiße Männer, mehr bezahlen als Ghanaer. »Ohne die Ausländer wäre Kinderprostitution nicht annähernd so lukrativ«, sagt Martin Opoku Sekyere, der sich ehrenamtlich um Kinderprostituierte in Kumasi kümmert.

Seit zwei Jahren wächst die Wirtschaft in dem westafrikanischen Land wieder stärker, Ghana geht es spürbar besser. Das heißt auch: Es kommen mehr Menschen ins Land, chinesische Investoren, europäische Touristen. Und mit ihnen kommen die Freier. Wie viele Kinder sich inzwischen prostituieren, wisse niemand genau, sagt Dr. George Oppong, Leiter der Ghana-Sektion der NGO »Defence for Children International« (DCI), für die auch Martin arbeitet. Hundert- bis zweihunderttausend Kinder, schätzt er, könnten es in Ghana sein. Die Jüngsten sind neun Jahre alt. Knapp 200.000 Kinder, so viele gehen in Hamburg jeden Tag zur Schule.


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