Yilmaz war Mitte der siebziger Jahre nordtürkischer Meister im Gewichtheben gewesen. Vermutlich jedoch in einer der niedrıgeren Klassen, war er doch mehr als einen Kopf kleiner als ich, wie sich beim gemeinschaftlich verschlungenen Verlassen der İstanbuler Bärenhöhle 'Tekyon', auf deutsch sinnfällig mit 'Einbahnstrsse' zu übersetzen, anschaulich zeigte. İn seiner Wohnung angekommen, zeigte er mir stolz Fotos und Zeitungsauschnitte, die ihn als einen Samson der Schwarzmeerküste feierten. Seine Aehnlichkeit mit Ralf Königs Comicheld Paul war seither eher noch grösser geworden. Obwohl seine Sportlerkarriere gut ein Vierteljahrhundert zurücklag, hatte er sich immer noch eine bewundernswerte Oberarmmuskulatur bewahrt, was ich leidvoll erfahren musste, als er mich auf seinem Diwan in eıne Lage zwaengte aus der heraus ich eine Erfahrung machte, die ich in meiner bisherigen Vita sexualis nur in der gebenden Position erlebt habe. Danach verwandelte er sich urplötzlich wieder in einen satten Streichelteddy, und wir verbrachten den Rest der Nacht schlafend in traulichem Nebeneinander, bis sich des Morgens gegen halb sieben sein Priapstrieb erneut in eindringlicher Weise an meine Pforte klopfte. Mit ambivalenten Empfindungen verliess ich spaeter sein Haus in jenem keinesfalls luxuriös zu nennenden Stadtteil Stambuls, einmal mehr im Leben mir Tröstung zusingend durch John Lydens unsterbliches Lied: 'This is what you want / this is what you get: / Bad life...'
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